Foto von Corona Schnelltests mit negativem Testergebnis und FFP2 Maske
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Thüringen
Universitäten zu Testangeboten verpflichtet

Die Universitäten in Thüringen wurden von einer Vorgabe der Politik überrascht. Sie müssen Studierenden kostenlose Corona-Tests anbieten.

14.10.2021

Dass sie für ihre Studierenden ab sofort zwei kostenlose Corona-Schnelltests pro Woche zur Verfügung stellen müssen, hat Hochschulen in Thüringen überrascht. Um genügend Tests zu beschaffen und eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen werde man bestimmt zwei Wochen brauchen, sagte etwa eine Sprecherin der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Personal müsse rekrutiert werden und Räume gesucht werden. Auch eine Sprecherin der Universität Erfurt sagte: "Ein bisschen mehr Vorlauf hätte uns das Ganze erleichtert."

Das Wissenschaftsministerium hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass Hochschulen ab sofort zwei kostenfreie Tests pro Woche für ihre Studierenden bereithalten müssen. Die Hochschulleitungen waren darüber ebenfalls erst am Mittwoch informiert worden. Die Universitäten müssten die Tests aus den Zuweisungen des Landes bezahlen und auch Testangebote vor Ort organisieren, teilte das Wissenschaftsministerium mit. Das ergebe sich aus der Corona-Arbeitsschutzverordnung des Bundes in Verbindung mit den Vorschriften der gesetzlichen Unfallversicherungen. Staatliche Arbeitsschutzvorschriften seien auch auf Unfallversicherte anzuwenden, wie etwa Studierende, hieß es. Nach Angaben von Wissenschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) war auch das Ministerium von der geänderten Rechtslage überrascht worden.

An der Uni statt im Testzentrum testen lassen

Bislang habe man eine andere Rechtsauffassung gehabt und sei davon ausgegangen, dass nur Beschäftigte der Uni zweimal pro Woche kostenlose Tests von ihrem Arbeitgeber erhalten, hieß es aus Jena. Nach ursprünglichen Planungen hätten sich ungeimpfte Studierende bei Testzentren in der Stadt testen lassen müssen.

Die in einem öffentlichen Testzentrum, beim Arzt oder in der Apotheke für jeden erhältlichen Corona-Schnelltests, die sogenannten "Bürgertests", sind seit Anfang dieser Woche nicht mehr kostenlos. Wer sich dort testen lassen will, muss seit Montag selbst dafür bezahlen, weil die Alternative, eine kostenlose Impfung, inzwischen für alle möglich ist, begründete die Bundesregierung die Änderung. Ausnahmen gelten bei den Bürgertests noch für Menschen, die sich bislang nicht impfen lassen konnten – etwa Kinder und Schwangere – oder aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können. Auch ausländische Studierende, die mit in Deutschland nicht anerkannten Impfstoffen geimpft wurden und daher in der EU nicht als immunisiert gelten, sich aber auch nicht erneut impfen lassen können, erhalten weiterhin kostenlose Tests.

Hochschulen waren bislang nicht dazu verpflichtet, Tests für Studierende zur Verfügung zu stellen, weder in Thüringen noch in anderen Bundesländern. Einige machen es Medienberichten zufolge trotzdem. In Erfurt hatte die Uni beispielsweise bereits ein Testzentrum etabliert, in dem Studierende für einen Euro unter Aufsicht Selbsttests machen können. Da man aber nicht wisse, wie viele Studierende nun das kostenlose Angebot wahrnehmen, müsse man schnell große Mengen Tests zusammenkratzen. Die Nachbestellungen würden einige Tage dauern. Die Universität Jena hatte bislang noch mit einem kleinen Testzentrum geplant, an dem etwa Tests für Studierende durchgeführt werden sollten, die aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können. Ein flächendeckendes Testzentrum war bislang nicht vorgesehen, erklärte eine Sprecherin.

Mehr Tests gegen Lücken in der Kontrolle der 3G-Regel?

Der hochschulpolitische Sprecher der Linksfraktion im Landtag, Christian Schaft, begrüßte hingegen die Entscheidung des Ministeriums. "Ich sehe damit auch keine Schwächung des Anreizes zur Impfung", sagte er der dpa. Die Studierendenvertretungen hätten immer wieder signalisiert, dass mehr Präsenz in Verbindung mit Infektionsschutzmaßnahmen wie etwa Testangeboten gewünscht sei. Gerade für Studierende, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, sei das eine Vereinfachung im Studienalltag.

Die Sprecherin der Konferenz Thüringer Studierendenschaften, Hannah Schneider, sagte: "Das ist natürlich ein Zugewinn an Sicherheit." Damit könne man Lücken bei den 3G-Stichprobenkontrollen schließen. Wichtig sei jedoch, dass durch den finanziellen Mehraufwand für die Hochschulen nicht anderweitig Finanzierungslücken entstehen.

Bundesweit beginnt an den Hochschulen in diesen Tagen die Vorlesungszeit. Das Wintersemester soll erstmals seit Ausbruch der Corona-Pandemie wieder vorwiegend in Präsenz stattfinden. Für den Zutritt zu Lehrveranstaltungen gelten die 3G-Regeln – rein darf, wer geimpft, genesen oder getestet ist und den entsprechenden Nachweis dabei hat.

dpa/ckr