Das Foto zeigt einen Hochschullehrer in einem Hörsaal vor Studierenden an der TU Hamburg-Harburg
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Exzellenzstrategie
Exzellent forschen, besser studieren?

Die Exzellenzstrategie fördert gezielt die Forschung an Hochschulen. Unis sollen ihr Profil schärfen, doch Studierende haben Bedenken.

Von Gaby Mahlberg 23.12.2018

Studentenvertreter warnen vor einer ungerechten Verteilung von Forschungsgeldern - auch mit Blick auf weitere Elite-Universitäten. "Unis, die eigentlich Gelder für ihre Entwicklung benötigen, werden vernachlässigt", beklagt etwa der Allgemeine Studierendenausschuss (Asta) der Hamburger Uni in einer gemeinsam verfassten Stellungnahme. Dies könne zu einem Zwei-Klassen-System führen.

Studentenvertreter anderer Hochschulen befürchten außerdem, durch die gezielte Förderung der Forschung könnte die Lehre zu kurz kommen. Hochschulleitungen und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) weisen diese Sorgen zurück.

Die Exzellenzstrategie von Bund und Ländern ist die Fortsetzung der 2005/06 gestarteten Exzellenzinitiative. Mit Fördermitteln in Höhe von fast 2,7 Milliarden Euro sollen über einen Zeitraum von sieben Jahren herausragende Forschungsprojekte belohnt werden, damit Universitäten ihre Profile stärken und international wettbewerbsfähiger werden können. Im September hatten Bund und Länder 57 so genannte Exzellenzcluster an 34 Universitäten ausgezeichnet. Zu den Themen der Forschungsprojekte zählen Klimawandel, Präzisionsmedizin und computerbasiertes Bauen. Im kommenden Jahr sollen weitere Einrichtungen für herausragende Zukunftskonzepte zu «Exzellenzuniversitäten» gekürt werden.

Der Präsident der Universität Hamburg, die im September Mittel für vier Projekte eingeworben hatte und sich nun um den Exzellenz-Status bewirbt, sieht die Gefahr eines Zwei-Klassen-Systems nicht. "Wenn überhaupt, dann handelt es sich um ein differenziertes System mit unterschiedlichen Aufgaben", sagt Hochschulpräsident Dieter Lenzen.

Zu wenig Zeit für die Lehre

Studentenvertreter kritisieren an der Exzellenzstrategie auch, dass Professoren zuviel Energie in die Arbeit an Förderanträgen steckten. Für die Lehre bleibe da oft zu wenig Zeit. Werden dann Gelder bewilligt, würden herausragende Wissenschaftler oft von der Lehre befreit und deren Seminare und Veranstaltungen von Doktoranden geleitet. "Es handelt sich um eine rein auf die Forschung ausgelegte Förderung. Da profitieren die Studierenden vielleicht um viele Ecken herum, aber eigentlich auch nicht", sagt der Referent für Hochschulpolitik beim Asta der Universität Bonn, Tobias Eisenach.

Elite-Universitäten bringen nach Meinung von Hochschulpräsident Lenzen aber auch Vorteile für Studenten: Es gebe mehr Gelegenheiten, mit Spitzenwissenschaftlern zusammenzuarbeiten sowie die Möglichkeit, eine Doktorarbeit zu einem hochaktuellen Thema zu schreiben. "Für den Lebenslauf dürfte das Studium an einer Universität mit Exzellenzbereichen zumindest nicht schädlich sein", sagt Lenzen. Auch die Deutsche Forschungsgemeinschaft geht davon aus, dass "exzellente Forschung an den Universitäten" positiv auf die Lehre ausstrahlt, wie DFG-Sprecher Marco Finetti sagt.

An der Kölner Uni, die sich seit 2012 "Exzellenzuniversität" nennen darf, sei davon im täglichen Studienbetrieb wenig zu sehen, sagt Asta-Sprecher Florian Puttkamer. Er selbst habe schon dort studiert, als die Uni noch nicht zur Elite gehört habe. «Ich habe da ganz ehrlich keinen Unterschied gemerkt», sagt er. Noch immer fehlten an allen Ecken Mittel für die rund 50 000 Studenten.

Die beste Lösung zur Verbesserung der Situation an Hochschulen wäre aus Sicht von Asta-Referent Eisenach eine rundum bessere Finanzierung: Nur dadurch und durch ein vernünftiges Hochschulgesetz lasse sich sicherstellen, dass die Lehre genau so viel Stellenwert bekomme wie die Forschung. Oder doch eine Exzellenzinitiative für die Lehre? "Das unterschreibe ich sofort", sagt sein Kölner Kollege Puttkamer.

dpa