Reisende am Ankunftsterminal für internationale Flüge am Flughafen Heathrow in London
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Großbritannien
Interesse von internationalen Forschenden an UK schwindet

Visa-Daten zufolge kommen weniger Forschende aus dem Ausland nach Großbritannien. Auch aus der EU ist seit dem Brexit ein Rückgang zu verzeichnen.

06.04.2023

Die Zahl der Visaanträge von internationalen Forschenden, die nach Großbritannien kommen wollen, ist im vergangenen Jahr zurückgegangen, zeigen Daten des britischen Innenministeriums zum Visaprogramm für qualifizierte Arbeitskräfte. Der Trend deute auf eine schwindende Attraktivität Großbritanniens nach dem Brexit hin, berichtete "Times Higher Education".

Zwischen Juli und September 2022 sind demnach 1.284 Neuanträge und Verlängerungen von Fachkräftevisa von Forschenden eingegangen. Dies seien 18 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum im Jahr 2021. Im gesamten Studienjahr 2021/22 seien 5.330 Bewerbungen eingegangen – im Vorjahr seien es 6.291 gewesen. Die Einführung einer Visumspflicht für EU-Bürger seit dem 1. Januar 2021 hat demnach nicht zu mehr Visaanträgen geführt.

Einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können sich neben dem "normalen" Arbeitsvisum für Fachkräfte auch über das "Global Talent Visum" für einen Forschungsaufenthalt in Großbritannien bewerben. Dieses steht (potenziellen) Forschungsleitern offen. Das britische Innenministerium verwies darauf, dass über das Global-Talent-Visaprogramm im vergangenen Jahr 2.980 Visa erteilt wurden. Das seien doppelt so viele wie 2019.

Im dritten Quartal von 2022 seien zudem 899 Anträge auf Fachkräftevisa von Hochschullehrenden gestellt worden. Das seien fünf Prozent mehr als im selben Zeitraum 2021. Zu den Lehrenden zählen Fellows, Dozenten, Professoren und Tutoren.

Zusammenhang mit "Horizon Europe"-Verhandlungen vermutet

Der Rückgang der Facharbeitervisa-Anträge von internationalen Forschenden könnte laut Bericht im Zusammenhang damit stehen, dass das Vereinigte Königreich seit dem Brexit nicht mehr Teil des EU-Forschungsprogramms "Horizon Europe" ist. Die Verhandlungen über eine Assoziierung laufen immer noch. Dies habe die internationale Bedeutung der britischen Wissenschaft geschwächt, weil vormalige Netzwerke und Fördermittel fehlten. Vor diesem Hintergrund könnten einige bislang über die EU geförderte Forschende ihre Visa nicht verlängert haben. Britische Universitäten berichteten, dass Forschende andere Länder dem Vereinigten Königreich vorgezogen hätten.

Eine Analyse von Daten der britischen Behörde für Hochschulstatistik legt dem Bericht zufolge nahe, dass der seit 2019 stetige Rückgang der Zahl des akademischen Personals aus der EU in Großbritannien Personallücken verursache.

ckr