Besprechung von zwei Kollegen im Flur
mauritius images/Jens Luebkemann

Gleichstellung
Leitungsaufgaben fairer verteilen

Die Hochschulrektorenkonferenz fordert Nachbesserungen in der Karriereförderung. Auch erneuert sie ihre Kritik an neuen Bildungsabschlüssen.

20.11.2019

Hochschulen kommen bei der Chancengleichheit zu langsam voran. Zwar nehme der Frauenanteil immer weiter zu, doch seien die Ergebnisse "nach wie vor unbefriedigend". Das gab die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in einer Entschließung anlässlich ihrer Mitgliederversammlung bekannt. Der Anteil von Wissenschaftlerinnen in besonders einflussreichen und sichtbaren Leitungspositionen müsse deutlich erhöht werden.

"Wir brauchen endlich eine Trendwende", erklärte Professorin Petra Maier, Mitglied einer Arbeitsgruppe zum Thema und Rektorin der Hochschule Stralsund, bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Berlin. Die HRK fordert "klare Signale" aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft selbst, dass mehr Frauen in Spitzenpositionen erwünscht sind.

Frauen seien aufgrund ihres geringen Anteils auf höheren Karrierestufen in der Wissenschaft besonders häufig in Gremientätigkeiten eingebunden. Die HRK halte es für notwendig, dass Frauen vor allem einflussreichere Aufgaben übernehmen. "Das bedeutet, dass Frauen Leitungspositionen übertragen werden, und sie nicht – wie es häufig der Fall ist – Aufgaben in zweiter Reihe übernehmen, die in der Regel mit keinem geringeren Aufwand, aber deutlich geringerem Einfluss verbunden sind", heißt es in der Entschließung. Die Hochschulen sollten Prozesse und Verfahren implementieren, die eine entsprechende Entwicklung unterstützen. Auch müssten insbesondere Hochschulleitungen für das Thema Gleichstellung sensibilisieren und es als Querschnittsaufgabe angehen.

Auf keinen Fall dürften sich traditionelle Geschlechterstereotypen und Rollenmuster verfestigen, indem etwa das Thema Vereinbarkeit von Familie und wissenschaftlicher Karriere ausschließlich Frauen zugeschrieben werde. "Gleichstellung betrifft alle Geschlechter. Dafür müssen wir systematisch sensibilisieren", sagte Arbeitsgruppenmitglied Maier.

HRK: Entfristungen auf Qualifikationsstellen schädlich

Auch der wissenschaftliche Nachwuchs stand erneut auf der Agenda der HRK. Erneut betonte die Hochschulvertretung, sich für bessere Karrierechancen für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler starkmachen zu wollen.

Mit dem Einstieg des Bundes in die dauerhafte Kofinanzierung der Hochschullehre sei ein "bedeutsamer Schritt für die Verlässlichkeit der Hochschulfinanzierung" getan worden. Hochschulen sollen Studium und Lehre insbesondere durch neues unbefristetes Hochschulpersonal weiter verbessern. In Qualifikationsverhältnissen, wie sie das Wissenschaftszeitvertragsgesetz vorsehe, unterstütze die HRK Befristungen. Alles andere wäre nicht nur nicht möglich, sondern schädlich.

"Es ist eine Frage der Generationengerechtigkeit, keine Blockade von Qualifizierungsmöglichkeiten für Nachwuchskräfte zu installieren", sagte HRK-Präsident Professor Peter-André Alt. Erfolgreiche Qualifizierungsangebote für den wissenschaftlichen Nachwuchs scheiterten häufig an der Abhängigkeit von Drittmitteln und befristeten Landes- und Bundesmitteln sowie Vorgaben in Zielvereinbarungen. Die HRK plädiert für stärkere Kooperationen mit anderen Hochschulen oder außerhochschulischen Partnern. Dadurch könnten mehr und längerfristige Angebote für promovierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickelt werden.

Erneute Kritik an "Berufsbachelor" und Statement gegen Antisemitismus

Anlässlich ihrer Mitgliederversammlung erneuerte die HRK erneut ihre Kritik an der geplanten Änderung der Bezeichnung von Weiterbildungsabschlüssen in der beruflichen Ausbildung. Wie der Bundratsausschuss plädiert die HRK dafür, den Vermittlungsausschuss anzurufen. Ziel müsse es sein, Bezeichnungen zu entwickeln, "die die hohe Wertigkeit der deutschen Berufsbildung deutlich machen und gleichzeitig Verwechslungen mit akademischen Abschlüssen ausschließen", teilte HRK-Präsident Professor Peter-André Alt mit. Aktuell sei das nicht gegeben. Geplant ist die Einführung der Bezeichnungen "Bachelor Professional" und "Master Professional".

Die HRK nahm die Mitgliederversammlung auch zum Anlass ein Statement gegen Antisemitismus zu setzen. In einer Entschließung befürworteten die Mitgliedshochschulen die Antisemitismusdefinition der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA). Sie solle an allen Hochschulstandorten etabliert sein. "Jüdisches Leben auf dem Campus darf nicht gefährdet sein, jüdische Forscherinnen und Forscher, Lehrende und Studierende müssen sich an allen Hochschulen sicher fühlen können", heißt es in dem Beschluss.

Die Mitgliederversammlung der HRK fand am Dienstag in Hamburg statt. Alle Entschließungen sind auf der Website der Hochschulvertretung veröffentlicht.

kas