Symbolbild für Transfer: Ein schwarzes Förderband verbindet zwei Löcher im Boden miteinander
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Standpunkt
Qualität der Projekte entscheidend für DATI-Erfolg

Ist die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation eine gute Idee? Kommt drauf an, wie man sie gestaltet, sagt die Autorin.

Von Anja Steinbeck 15.03.2022

Transfer ist die Brücke von der Wissenschaft in die Wirtschaft und die Gesellschaft. Beim Überqueren dieser Brücke soll zukünftig DATI unterstützen, die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation. Viele Fragen zur konkreten Ausgestaltung der neuen Institution sind noch offen. Diskutiert wird unter anderem, wohin genau die Brücke führen soll und wer von der DATI Förderung erwarten kann.

Der Koalitionsvertrag gibt erste Antworten: Die Brücke führt in regionale und überregionale Innovationsökosysteme. Auf den Weg machen sollen sich insbesondere die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW) sowie kleine und mittlere Hochschulen.

Für Irritation sorgt die Ankündigung, dass die neue Transfer-Brücke insbesondere von kleinen und mittleren Hochschulen genutzt werden soll. Glücklicherweise ist es inzwischen Konsens, dass es sachfremd wäre, bei der Frage, welche Hochschulen hier gemeint sind, auf die Zahl der Studierenden (25.000 Studierende als Obergrenze) abzustellen. Auch andere Größenkriterien, wie die Zahl der Professuren, die jährlichen Haushaltsmittel oder gar die DFG-Mittel (wenig DFG-Drittmittel als Zeichen für Anwendungsorientierung?) wären als Abgrenzungsmerkmal nicht überzeugend. Ohnehin scheinen weder die Größe noch andere Kennzahlen der antragstellenden Hochschule ein geeignetes Kriterium zu sein, um das zu gewährleisten, worum es doch eigentlich geht: Qualität, Erfolgsaussichten und Impact der geplanten Transfer-Projekte.

Vor diesem Hintergrund sollte die DATI im Grundsatz allen Universitäten und HAW offenstehen. Anderen Zielen, wie etwa der Stärkung der Region durch den Aufbau regionaler Innovationszentren oder auch der Vermeidung des Matthäus-Prinzips – ein Anliegen, das Thomas Sattelberger, parlamentarischer Staatssekretär, jüngst mehrfach betont hat – kann mit eigens dafür geschaffenen Förderlinien mit passenden Auswahlverfahren und -gremien Rechnung getragen werden. Das schafft Transparenz für alle Beteiligten und größtmöglichen Nutzen für die Gesellschaft.

Auf alle Fälle sollte die Deutsche Agentur für Transfer und Innovation ihrem Förderhandeln ein zeit­gemäßes Verständnis von Transfer zugrunde legen. Eine vom Stifterverband jüngst im Rahmen des Projekts "Transferbarometer" erarbeitete Übersicht (samt Indikatorik) führt anschaulich die Bandbreite möglicher Transferaktivitäten von Forschungseinrichtungen vor Augen. Transfer umfasst nicht nur den klassischen Technologietransfer wie forschungsbasierte Kooperationen zwischen Hochschulen und Unternehmen oder Ausgründungen. Zum Transfer gehören auch der Wissenschafts­dialog mit der Zivilgesellschaft und mit Entscheidungsträgern sowie die Beteiligung der Gesellschaft am Forschungsprozess im Wege des Citizen Science. Die DATI sollte daher auch diese für die gesellschaftliche Weiterentwicklung wichtigen Aktivitäten in den Blick nehmen, um das Transfer­potenzial der Hochschulen voll auszuschöpfen und Forschungsergebnisse umfassend wirtschaftlich, gesellschaftlich und sozial nutzbar zu machen.