Vor einer weißen Wand mit der Aufschrift "Münchner Sicherheitskonferenz" ist Bundeskanzler Olaf Scholz in ein Mikrofon sprechend zu sehen.
MSC

Münchner Sicherheitskonferenz
Technologie ist Brennpunkt für globale Sicherheit

Heute startet die 60. Münchner Sicherheitskonferenz. Es werden Technologien als mögliches Sicherheitsproblem diskutiert.

16.02.2024

Heute beginnt die 60. Münchner Sicherheitskonferenz (MSC), bei der zum ersten Mal Technologie als Brennpunkt für die globale Sicherheit herausgestellt wurde. Künstliche Intelligenz (KI) und Chipproduktion werden zunehmend zu Waffen im geopolitischen Wettbewerb, heißt es im Sicherheitsbericht, der anlässlich der MSC veröffentlicht wurde. 

Laut des Bildungsministeriums (BMBF) möchte Wissenschaftsministerin Bettina Stark-Watzinger dagegen vorgehen und gleichzeitig die Balance mit der akademischen Freiheit wahren. Außerdem wünscht sie sich "verstärkte Maßnahmen" zur Forschungssicherheit. Darüber spricht sie heute auf drei Panels der MSC. Das erste schließt Stark-Watzinger mit dem Fazit: "Wir müssen so offen wie möglich und so verschlossen wie nötig handeln." 

Trend der technologischen Bewaffnung und Desintegration 

Moderne Technologien und die ihnen zugrunde liegende Forschung haben in den vergangenen Jahrzehnten die wirtschaftliche Globalisierung vorangetrieben und vielen Ländern wachsenden Wohlstand beschert. Laut dem neuesten MSC-Sicherheitsbericht könnte dieses Wachstum jedoch ein Ende haben, da Technologie, wie KI, Chipproduktion und Kommunikationsinfrastrukturen, zum ersten Mal als potenzielles Sicherheitsproblem identifiziert werden. 

"Da Staaten zunehmend Technologie nutzen, um die Vorherrschaft über ihre geopolitischen Rivalen zu erlangen, haben diese neuen Trends der technologischen Bewaffnung und Desintegration Auswirkungen auf die internationale Sicherheit", warnt der MSC-Bericht. Dabei spielt die Konkurrenz zwischen China, den USA und Europa eine Rolle. 

Wetteifern bei der "Geopolitisierung des Technologiesektors" 

"China und die USA wetteifern um die Vorherrschaft in der KI, aber es ist unklar, wer die Nase vorn hat", heißt es in dem Bericht. 2021 stammten 40 Prozent der Veröffentlichungen in KI-Zeitschriften von chinesischen und nur 10 Prozent von US-amerikanischen Betrieben. Das Gegenteil gilt für die Finanzierung von KI-Firmen, wo die USA mit über 500 weit vorne liegen und China mit 160 noch hinter der EU (293). 

Auch hinsichtlich der Chipherstellung gibt es einen großen Konkurrenzkampf und der MSC-Bericht warnt vor einem "Subventionswettlau". Denn Chipfabriken werden aufgrund gefährlicher Engpässe zuvor nun wieder mehr außerhalb Asiens gebaut und in den USA mit 43 und in Europa mit 53 Milliarden US-Dollar subventioniert. Außerdem "schränken die USA und andere Demokratien seit 2018 den Einsatz chinesischer Hardware in ihren 5G-Netzen aus Spionagegründen ein", heißt es in dem Bericht. 

Diese Trends führen dem MSC-Bericht zufolge zu einer "Geopolitisierung des Technologiesektors" und gleichzeitig "entfaltet sich eine Konfrontation zwischen demokratischen und autokratischen Visionen digitaler Governance, in der China, die EU und die USA digitale Regulierung und Infrastruktur nutzen, um ihre widersprüchlichen Visionen zu exportieren." Dabei lösten sich die alten globalen Netzwerke auf und würden durch neue machtpolitische Konstellationen ersetzt. Thomas Fasbender von der "Berliner Zeitung" fordert bei seiner Berichterstattung über die MSC: "Mut zur Koexistenz in einer multipolaren Welt die in weiten Teilen nicht so sein will und wird, wie wir sie gern hätten. Dazu braucht es kein Milliarden-Sondervermögen, sondern eine fundierte, rationale und realistische Friedenspolitik."

kfi