Protestierende halten Bilder der verstorbenen Mahsa Amini hoch.
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Iran
Wissenschaftler solidarisieren sich mit iranischen Kollegen

Sicherheitskräfte sollen im Iran auf Uniangehörige geschossen haben. Deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verurteilen die Gewalt.

07.10.2022

In einem Offenen Brief bekunden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler deutscher, österreichischer und Schweizer Hochschulen und Forschungseinrichtungen ihre Solidarität mit Kolleginnen und Kollegen im Iran. Die inzwischen mehr als 350 Unterzeichnenden verurteilen das gewaltsame Vorgehen der iranischen Sicherheitskräfte gegen Universitätsangehörige im Zusammenhang mit den seit mehr als zwei Wochen andauernden Protesten im Land.

"Gewalt hat an Hochschulen nichts verloren", heißt es in dem Brief, der auf Vorkommnisse an der Scharif-Universität für Technologie in Teheran hinweist, von denen Anfang der Woche verschiedene lokale und internationale Medien berichtet haben. Am Abend des 2. Oktobers sind demnach Sicherheitskräfte gewaltsam gegen protestierende Studierende und Forschende vorgegangen. Die Universität sei abgeriegelt und es sei auf Hochschulangehörige geschossen worden. Es soll auch viele Festnahmen gegeben haben.

Angriff auf die Freiheit von Forschung und Lehre

Laut den Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Offenen Briefs wurde nicht nur die "körperliche Unversehrtheit" von Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und Studierenden angegriffen, sondern auch die Freiheit von Forschung und Lehre. Sie fordern das Ende der Gewalt durch die Sicherheitskräfte.

Derweil hat die Scharif-Universität laut dem Nachrichtenportal Entekab am Freitag mitgeteilt, dass sie bis auf Weiteres geschlossen bleibe. "Solange die Sorgen (um Unruhen) nicht ausgeräumt sind, bleibt die Hochschule geschlossen und der Unterricht wird lediglich online stattfinden", heißt es demnach. Online-Unterricht ist durch die von der Regierung verhängten Internetsperren aber technisch kaum möglich, wie die Deutsche Presseagentur berichtet. Die iranische Führung hatte als Reaktion auf die regierungskritischen Proteste im Land das Internet stark eingeschränkt.

Auch der Deutsche Akademische Austauschdienst und die Hochschulrektorenkonferenz haben die Gewalt gegen Studierende und Universitätsmitarbeitende im Iran in Stellungnahmen am Dienstag und Mittwoch verurteilt.

Ausgelöst wurden die Proteste für Frauen- und Freiheitsrechte durch den Tod von Mahsa Amini, die Mitte September wegen ihres angeblich nicht angemessen getragenen Schleiers von der sogenannten Sittenpolizei verhaftet wurde. Sie starb an Verletzungen, die ihr mutmaßlich in Haft zugefügt wurden, was die iranische Polizei abstreitet.

aktualisiert am 07.10.2022 um 17.48 Uhr, zuerst veröffentlicht um 17.11 Uhr

cpy