Teilnehmende beim ersten Climate Walk in Karlsruhe
HfG Karlsruhe / Jihye Jang

Wissenschaftskommunikation
Beim Spazieren über Wissenschaft plaudern

In Karlsruhe haben Forschende ein neues Format ausprobiert, um mit Bürgern in Dialog zu kommen. Ein Gespräch mit einer der Organisatorinnen.

Von Claudia Krapp 04.06.2022

Forschung & Lehre: Frau Ihls, Sie haben an den Karlsruher Hochschulen am 25. Mai einen sogenannten "Climate Walk" veranstaltet. Wie kamen Sie auf die Idee, dieses Format der Wissenschaftskommunikation anzubieten?

Julia Ihls: Die Idee zu den "Climate Walks" enstand im Rahmen des von Björn Bohnenkamp und mir geleiteten Arbeitskreises "Lehre, Engagement, Vernetzung" des Klimapakts – ein Zusammenschluss der Karlsruher Hochschulen und dem Umweltamt der Stadt, um sich hinsichtlich der Klimaziele 2030 zu vernetzen und institutionell zusammenzuarbeiten. Bei unseren Überlegungen, wie wir die Konzepte und Forschungen der unterschiedlichen Hochschulen möglichst niedrigschwellig einem interessierten Publikum zugänglich machen können, kam uns die Idee eines "Spaziergang-Formats".

Portraitfoto von Julia Ihls
Julia Ihls ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin und Leiterin des Bio Design Labs an der HfG Karlsruhe und eine der vier Organisatorinnen und Organisatoren des ersten "Climate Walks". Mario Hegewald

F&L: Haben Sie dabei auf externe Vorbilder oder eigene Erfahrungen mit ähnlichen Formaten der Wissenschaftskommunikation zurückgegriffen?

Julia Ihls: Sicherlich gaben hier auch die Ansätze der Promenadologie – also der Spaziergangswissenschaft nach Lucius Burckhardt – oder der "Fridays for Future"-Bewegung erste Inspirationen. Ziel war es letztlich, einen informellen Rahmen zu schaffen, der es erlaubt, in wechselnden Gesprächskonstellationen Einblicke in die Arbeiten der Hochschulen zu geben. Auf tiefergehende eigene Erfahrung konnten wir dabei für den Auftakt nicht zurückgreifen. So haben wir mit unserem ersten Walk nicht nur drei alternative Labor-Formate – das Nachhaltigkeits-Labor an der PHKA, das Fahrrad-Labor der HKA und das Bio Design Lab an der HfG – besucht, sondern uns was die Vermittlungsarbeit angeht auch selbst auf experimentelles Neuland gewagt.

F&L: Wie häufig sollen die Climate Walks künftig stattfinden?

Julia Ihls: Für den Start hatten wir an zwei bis drei Termine pro Semester gedacht. Da dies allerdings auch immer von den jeweils beteiligten Hochschulen und damit verbundenen Terminkalendern abhängt, müssen wir das Ganze ein bisschen auf uns zukommen lassen.

F&L: Auf welche Resonanz ist der erste Walk gestoßen?

Julia Ihls: Wir hatten bei unserem Auftakt-Spaziergang vierzehn Gäste – da ist sicherlich noch etwas Luft nach oben. Allerdings war es in dieser recht intimen Gruppengröße auch angenehm möglich, zwanglos ins Gespräch zu kommen und die einzelnen Teilnehmenden etwas näher kennenzulernen. Erfreulich war, dass wir sowohl Studierende, Hochschulmitarbeitende sowie Bürgerinnen und Bürger mit dabei hatten und dadurch recht heterogene Perspektiven und Diskussionen entstanden sind. Also alles in allem können wir mit dem Start sehr zufrieden sein.

F&L: Was möchten Sie beim nächsten Walk anders machen?

Julia Ihls: Da gäbe es sicherlich so einige Stellschrauben, die man noch optimieren könnte. Ein großes "Climate Walks" Schild beim Spaziergang wäre zum Beispiel ein guter Anfang, um gegebenenfalls auch Passanten auf dem Weg neugierig zu machen und so auch spontan Entschlossene zu integrieren. Ein weiteres Tool wären Aktivierungs-(Um-)fragen via Telegram-Messenger. Wir haben für das Format eine Telegram-Gruppe erstellt, welcher die Teilnehmenden vorab via QR Code beitreten und so unseren Live-Standort während der Veranstaltung verfolgen konnten. Dieses Medium könnte man sicherlich noch ein bisschen besser ausreizen – learning by doing!

Karlsruher "Climate Walks"

Die "Climate Walks" – eine Initiative des Klimapakts der Karlsruher Hochschulen und der Stadt Karlsruhe – sind offene Spaziergänge für alle Interessierten, die über Nachhaltigkeitsthemen ins Gespräch kommen und neue Formate und Projekte an den Karlsruher Hochschulen kennenlernen möchten.

Beim Auftakt am 25. Mai gewährten die Hochschule Karlsruhe (HKA), die Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) und die Pädagogische Hochschule Karlsruhe (PHKA) Einblicke in experimentelle Laborprojekte der drei Institutionen.