Zukunft der Erde
"Das nächste Jahrzehnt ist entscheidend"
Mehrere Nobelpreisträger und führende Experten haben die Welt zum dringenden Handeln für eine nachhaltigere Zukunft der Erde aufgerufen. Die Menschheit stehe vor neuen Herausforderungen beispiellosen Ausmaßes, erklärten knapp 30 Wissenschaftler im Anschluss an den virtuellen Nobelpreis-Gipfel "Unser Planet, unsere Zukunft", den die Nobelstiftung und andere Organisationen in der ersten Wochenhälfte erstmals ausgerichtet hatten.
Die globale Pandemie, eine Krise der Ungleichheit sowie Umwelt-, Klima- und Informationskrisen hingen miteinander zusammen und gefährdeten die enormen menschlichen Fortschritte, hieß es in einer gemeinsamen Stellungnahme, die unter anderen vom deutschen Physik-Nobelpreisträger Klaus von Klitzing, Jörn Fischer von der Leuphana Universität Lüneburg sowie Johan Rockström, dem Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), unterzeichnet wurde. Besonders beunruhigend sei dabei, dass viele der negativen Folgen der globalen Veränderungen vor allem dort zu erwarten seien, wo die Ärmsten sowie indigene Völker lebten.
"Wir müssen unsere Beziehung zum Planeten Erde neu erfinden", machten die Unterzeichner klar. Für die Zukunft allen Lebens auf der Erde bestehe ein existenzieller Bedarf, Wirtschaften und Gesellschaften aufzubauen, die die Harmonie des Erdsystems unterstützten anstatt sie zu stören. Dabei dränge die Zeit. "Das nächste Jahrzehnt ist entscheidend. Die globalen Treibhausgas-Emissionen müssen halbiert und die Zerstörung der Natur gestoppt und umgekehrt werden."
Grundlegend wichtig für diese Umstellung sei, Ungleichheiten in der Welt anzugehen. "Ohne transformative Maßnahmen in diesem Jahrzehnt geht die Menschheit kolossale Risiken für unsere gemeinsame Zukunft ein. Gesellschaften riskieren umfassende, irreversible Veränderungen der Biosphäre der Erde und unseres Lebens als Teil davon."
Am Dienstagabend hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf dem Gipfel die Rolle der Wissenschaft im Ringen um einen gesunderen Planeten und im Kampf gegen die Corona-Krise gewürdigt. Regierungen müssten aufgrund von drei Gründen mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten, wie von der Leyen in ihrer Online-Botschaft sagte: "Wir brauchen die Wissenschaft, um die Welt um uns herum zu verstehen. Wir brauchen die Wissenschaft, um uns zu führen. Und wir brauchen die Wissenschaft, um neue Lösungen für die Herausforderungen unserer Zeit zu finden und Innovationen für einen gesunden Planeten voranzutreiben." Seit Jahren sagten Forscher, dass die Gesundheit der Menschen, Tiere und Erde ein und dasselbe sei – heute erkenne das jeder. Nun gehe es darum, die Wissenschaft in jedes Haus und jede Gemeinschaft zu bringen, etwa mit Klimabildung in jeder Schule. "Eine weit verbreitete wissenschaftliche Kultur ist das einzige Gegenmittel gegen die Mentalität, überall Verschwörungstheorien zu sehen", so von der Leyen.
Für den Online-Gipfel waren mehrere Nobelpreisträger und andere Spitzenkräfte aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft, Kultur und Jugendbewegungen zusammengekommen, um Schritte zu erkunden, mit denen die Welt noch in diesem Jahrzehnt in eine nachhaltigere und wohlhabendere Zukunft für alle geführt werden kann. Dabei standen vor allem der Kampf gegen Klimakrise und Artenverlust, die Verringerung von Ungleichheiten und der Fortschritt von Technologien im Fokus.
dpa/cpy