Demonstrant mit Plakat beim March for Science
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Öffentlichkeit
Hochschulen in öffentlichen Debatten gefragt

Wissenschaftsvertreter haben die politische Verantwortung von Hochschulen diskutiert. Diese müssten entschieden für demokratische Werte eintreten.

29.08.2019

Vertreter aus der Wissenschaft haben sich zur Rolle der Hochschulen in der politischen Debattenkultur positioniert. "Hochschulen tragen […] eine besondere Verantwortung für die Auseinandersetzung mit dem derzeitigen Wandel der politischen Kultur. Sie müssen die aktuellen Prozesse wissenschaftlich analysieren. Und sie müssen sich in die gesellschaftlichen Debatten einbringen und ihre eigene Funktionstüchtigkeit als Orte des offenen Austauschs kritisch reflektieren und weiterentwickeln", sagte der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Professor André Alt, bei einer Veranstaltung im Thomas-Mann-Haus in Los Angeles.

Die Veranstaltung thematisierte die Konsequenzen von Bewegungen wie Populismus und Nationalismus für die Wissenschaft, bei denen wesentliche Werte der liberalen Demokratie wie Meinungsfreiheit und Toleranz offensiv in Frage gestellt würden. Radikal politisierte und polarisierte Positionen erschwerten die konstruktive öffentliche Diskussion, so die Veranstalter.

"Die entscheidende Herausforderung für Universitäten besteht heute im Widerstand gegen destruktive äußere Einflüsse und den inneren Spannungen, die diesen Auftrag bedrohen", sagte Dr. Steven D. Lavine, Vorsitzender des Advisory Boards des Thomas-Mann-Hauses. Wie leicht sich Bildungseinrichtungen "verirren" könnten, habe sich in Deutschland etwa während des Aufstiegs des Nationalsozialismus gezeigt.

Nicht auf "Macht von Fakten" zurückziehen

Die Vizepräsidentin der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), Professorin Julika Griem, sagte: "[Wissenschaft] sollte […] nicht der Versuchung erliegen, sich auf die Macht von Fakten zurückziehen zu können. In pluralistischen Gesellschaften könne nicht darauf verzichtet werden, um Erkenntnis zu streiten und Wissen von Gewissheit zu trennen."

Die Veranstaltung "'An Appeal to Reason': Academia’s Response to Current Shifts in Political Culture" findet im Rahmen des noch bis Jahresende laufenden "Deutschlandjahr USA – Year of German American Friendship" statt. Organisiert wurde sie von der DFG, der HRK und dem Thomas-Mann-Haus.

kas