Gasangriffe auf Schülerinnen im Iran: Helferinnen tragen ein vergiftetes Mädchen in einer Grundschule in Teheran auf einer Bahre.
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Iran
Vergiftungen an iranischen Schulen und Hochschulen

Im Iran wurden in den letzten Monaten immer wieder Schülerinnen und Studentinnen vergiftet. Die Angriffe bedrohen die Frauenbildung.

04.05.2023

Seit rund fünf Monaten werden im Iran immer wieder Mädchen und junge Frauen in Bildungseinrichtungen vergiftet. Fast täglich landen neue Opfer im Krankenhaus, berichtet der Forscher Dr. Roohola Ramezani im Onlinemagazin "Times Higher Education" (THE). An Schulen und Hochschulen werde demnach entweder giftiges Gas freigesetzt oder Lebensmittel vergiftet. Betroffen gewesen seien inzwischen Hunderte Mädchenschulen sowie mehrere Wohnheime für Studentinnen an Hochschulen, zuletzt an der Universität Teheran.

Viele Mädchen trauten sich nun nicht mehr in die Schule oder zur Universität. In der Diskussion stehe auch eine vorübergehende Schließung der Bildungseinrichtungen für Mädchen und Frauen, um diese zu schützen. Die Bildung von Frauen ist laut Ramezani im Iran schon seit ihrer Einführung 1907 umstritten und wurde oft eingeschränkt. Mit der Modernisierung des in vielen Bereichen weiterhin sehr traditionellen und religiösen Landes seien die Spannungen weiter gestiegen. Seit der Islamischen Revolution im Iran 1979 seien Frauen zwar von manchen Hochschulen und Fächern ausgeschlossen, ihre Einschreibungszahlen seien dennoch kontinuierlich gestiegen.

Seit vergangenen Herbst demonstrieren im Iran regelmäßig Tausende Menschen für Freiheit, Menschen- und Frauenrechte. Auslöser war der Tod einer jungen Frau in Polizeigewahrsam im September, die verhaftet wurde, weil sie ihr Kopftuch nicht vorschriftsgemäß getragen haben soll. Unter dem Slogan "Frau, Leben, Freiheit" lehnt sich das iranische Volk seither regelmäßig gegen das Regime auf. An den Protesten sind häufig auch Studierende beteiligt. Ramezani zufolge könnten die Vergiftungen als Rache für oder Ablenkung von den Protesten gedacht sein. Wer hinter den Angriffen steckt, sei weiterhin unklar. Im Verdacht stünden ultra-konservative religiöse oder politische Gruppen. Die Behörden hätten bislang keine klare Erklärung zu den Vorfällen abgegeben.

ckr