Hand eines Roboter hält einen Stift und versucht auf einem Blatt Papier Buchstaben nachzuschreiben
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Handschrift
Künstliche Intelligenz imitiert Handschriften

Grußkarten schreiben wir oft lieber mit der Hand als elektronisch. Doch was, wenn das nicht möglich ist? Erlanger Forscher arbeiten an einer Lösung.

08.06.2020

Forscher aus Erlangen haben eine künstliche Intelligenz entwickelt, die Handschriften imitieren kann. Menschen, die wegen Verletzungen oder anderen Beeinträchtigung nicht mehr schreiben können, könnte diese KI helfen, trotzdem noch persönliche Texte in ihrer eigenen Schrift zu verfassen. "Dass man in der Form Schrift so gut nachahmen kann, ist neu", sagte der Informatiker Dr. Vincent Christlein vom Lehrstuhl für Mustererkennung der Universität Erlangen-Nürnberg.

Die von dem Team entwickelte Methode funktioniere auf Basis von ganzen Zeilen anstatt einzelner Buchstaben. 25 bis 30 handschriftliche Zeilen sind pro Schreiberin oder Schreiber nötig, um die Software zu füttern – zum Beispiel aus einem eingescannten Brief. Das System erstellt dann quasi ein Skelett der Schrift, in dem es jeden Strich auf einen Pixel runterrechnet. Danach bildet es die Zeitinformation nach – also in welcher Reihenfolge die einzelnen Striche entstehen. Der Inhalt des Textes kann dann beliebig ausgetauscht werden, und das intelligente System generiert diesen dann in der gelernten Handschrift.

Original und KI oft nicht zu unterscheiden

"Wenn jemand undeutlich schreibt, dann funktioniert es nicht so gut", sagte Christlein. Doch das Verfahren habe Potenzial: In einer Studie legten die Forscher Testpersonen Schreibbeispiele vor. In der Hälfte der Fälle konnten sie nicht erkennen, ob diese vom Original-Schreiber oder dem Computer stammten. Hatten diese allerdings beide Varianten vorliegen, erkannten sie den Unterschied. "Es gibt Wörter, da sieht man das eindeutig", sagte Christlein.

Die Erlanger Informatiker wollen das Verfahren nun verbessern und weitere Einsatzgebiete finden. Zum Beispiel wollen sie das Verfahren nutzen, um eine Erkennungssoftware für historische Schriften zu trainieren. Diese braucht viele Beispiele, um gut arbeiten zu können. Doch bei historischem Material liegen diese nicht immer vor. Mit der Handschrift-Imitation könnte man deshalb künstlich historische Beispiele schaffen.

Denkbar ist auch, dass Fälscher die Methode für ihre Zwecke nutzen. "Natürlich kann damit auch Missbrauch betrieben werden – wie bei vielen Technologien", räumte Christlein ein. Möglicherweise könne es aber auch Kriminalexperten helfen, bessere Systeme zu entwickeln, um Fälscher zu entlarven. Ihm und seinen Kollegen gehe es in erster Linie um die Forschung, betonte Christlein. Eine Software auf den Markt zu bringen, hätten sie bisher nicht geplant.

dpa/ckr