Junge Wissenschaftler im Labor
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Wissenschaftliche Karriere
Lieber unbefristet forschen im Mittelbau als eine Professur

Postdocs schätzen ihre Chance auf eine Professur zunehmend schlecht ein. Für viele wäre eine andere Position aber ohnehin interessanter.

02.04.2019

Viele Postdocs würden gerne dauerhaft im Mittelbau arbeiten – allerdings unter anderen Bedingungen als bislang typisch. Drei Viertel fänden eine unbefristete Stelle mit dem Schwerpunkt Forschung "sehr attraktiv oder attraktiv". Rund die Hälfte gab das für eine Tätigkeit im Mittelbau mit dem Fokus auf Lehre an. Das ergab eine kürzlich veröffentlichte Studie der Graduierten-Akademie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die gut 400 Postdocs zu ihrer Arbeitssituation und ihren beruflichen Zielen befragt hat.

Eine Universitätsprofessur fanden demnach nur gut die Hälfte der Befragten "sehr attaktiv oder attraktiv". An Universitäten war ihr Anteil mit 63 Prozent dabei deutlich höher als an den außeruniversitären Forschungseinrichtungen (37 Prozent).

Eine Berufung strebten zum Befragungszeitpunkt nur ein Drittel "stark oder sehr stark" an. Am geringsten war der Anteil mit weniger als 30 Prozent in den Natur- und Lebenswissenschaften. Auch das Interesse an der Habilitation nimmt laut Studie ab. 35 Prozent gaben 2016 an, nicht habilitieren zu wollen. 2010 waren es noch 21 Prozent.

Ihre Chance auf eine Professur schätzen Postdocs unabhängig von ihren persönlichen Plänen schlecht ein. 71 Prozent der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler glaubten 2016 nicht daran, diese Position erreichen zu können. 2010 waren es noch 45 Prozent.

Viele Postdocs denken dauerhaft über Jobwechsel nach

Die generelle berufliche Zufriedenheit der Postdocs erweist sich als mäßig bis gut. 43 Prozent gaben an zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. 38 Prozent sind mal zufrieden, mal nicht, und 20
Prozent sind unzufrieden oder sehr unzufrieden. Dabei sind Postdocs in den ersten drei
Jahren nach der Promotion etwas zufriedener als diejenigen in den Jahren danach – sofern
sie nicht entfristet sind.

Den Befragten ist die berufliche Sicherheit bei ihrer Arbeit wichtiger als der inhaltliche Anspruch oder die Selbstbestimmung. Viele Postdocs fühlen sich jedoch ständig gehetzt und würden sich mehr Unterstützung von ihren Vorgesetzten wünschen. Unter den männlichen Postdocs  ist der Anteil oft geringer als bei den Frauen; eine Tendenz, die mit der Dauer der Beschäftigung in der Wissenschaft immer mehr schwindet.

"Sehr viele Postdocs wünschen sich den fachlichen Austausch mit ihren Vorgesetzten, Feedback zu ihrer Arbeit, die Einbindung in bestehende Netzwerke, eine Beratung zu ihren Karriereaussichten und die Führung im Team", heißt es. Vorgesetzte ließen die Postdocs jedoch oftmals als "Alleinkämpfer durch die Wissenschaft ziehen".

Rund drei Viertel der befragten Postdocs haben bereits darüber nachgedacht, die Wissenschaft zu verlassen. Ein Drittel denkt laut Studie ständig über einen Jobwechsel nach. Das scheint jedoch bei vielen an den beruflichen Rahmenbedingungen zu liegen, denn 80 Prozent gaben an, in Zukunft an einer vergleichbaren Wissenschaftseinrichtung arbeiten zu wollen.

Spätestens mit der Familienplanung können sich viele eine dauerhaft befristete Beschäftigung in der Wissenschaft nicht mehr vorstellen. Vor allem Frauen gehen außerdem davon aus, "bei höheren wissenschaftlichen Positionen mit Kind schlechtere Karten zu haben". Unter den Befragten hatten 57 Prozent der Postdocs bereits Kinder. 

kas