Eine junge Frau liegt im Dunkeln nebem einem offenen Laptop.
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Suizidgedanken
Vier von zehn Doktoranden in Großbritannien sind gefährdet

Eine Studie aus Großbritannien beleuchtet die schwierige Situation von PhD-Kandidatinnen und -Kandidaten. Suizidgedanken sind weit verbreitet.

15.10.2021

Vier von zehn Promovierenden in Großbritannien haben ein hohes Suizid-Risiko. Das ermittelt eine Studie von Forschenden der Universitäten Sussex und Westminster und betont den chronischen Stress vieler Doktorandinnen und Doktoranden. Die Studie sei die erste, die Suizidalität unter britischen PhD-Kandidatinnen und Kandidaten untersuche. Die Teilnehmenden wurden beispielsweise gefragt, ob sie bereits einmal darüber nachgedacht hätten, ihr eigenes Leben zu beenden.

Bei der Umfrage erfüllten 40 Prozent der Teilnehmenden die Kriterien des gängigen "Suicide Behaviours Questionnaire", um als hochgradig suizidgefährdet zu gelten, so das Autorenteam um Erstautorin Dr. Cassie Hazell. 20 Prozent der Befragten hätten angegeben, einen Selbstmordplan zu haben, während acht Prozent bereits versucht hätten, sich zu töten. Etwa elf Prozent der befragten Promovierenden habe angegeben, im vergangenen Jahr sehr oft (das entspricht im Fragebogen mehr als fünf Mal) über Selbstmord nachgedacht zu haben.

Die Studie begründet die Suizidgedanken mit der Einsamkeit der Promovierenden, mit ihrer unklaren akademischen Zukunft und mit ihrer Angst vor einem Scheitern. Einige fühlten sich laut der Studie auch zu sehr von ihren Promotionsbetreuerinnen und -betreuern kritisiert und unter Druck gesetzt. Hazell sagte im Gespräch mit "Times Higher Education", dass die Suizidgefahr für Promovierende im Vergleich zu Nicht-Promovierenden des gleichen Alters deutlich erhöht sei. Die Forscherin erläutert, dass die Situation der Promovierenden in Großbritannien auch dadurch problematisch sei, dass sie zwar eigentlich noch als Studierende gelten, aber weder Seminare noch Vorlesungen hätten, wie etwa Masterstudierende. Viele von ihnen seien auch keine Angestellten ihrer Universitäten und selbst wenn, kämen sie für viele Maßnahmen der Personalentwicklung nicht in Frage. Dadurch säßen sie zwischen den Stühlen und erhielten weniger Unterstützung. Promovierende trauten sich auch oft nicht, psychische Schwierigkeiten bei ihren akademischen Betreuerinnen und Betreuern anzusprechen.

Für die Studie wurden rund 1.260 Promovierende mit einer Online-Umfrage befragt. Laut "Times Higher Education" stehe sie im Kontext von Bemühungen der britischen Regierung um Master- und Promotionsstudierende: Im November werde die Organisation "UK Research and Innovation", die für Forschungsfinanzierung zuständig ist, neue Pläne zum Status von Promovierenden, der Höhe ihrer Stipendien und ihrer Förderdauer bekanntgeben.

Hinweis: Wenn Sie Suizidgedanken haben, sprechen Sie darüber mit jemandem. Sie können sich rund um die Uhr an die Telefonseelsorge wenden (08 00/111 0 111, 08 00/111 0 222 oder 116 123) oder www.telefonseelsorge.de besuchen.

cpy