Studierende mit Laptop & Co
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Digitale Lehre
Jeder vierte Dozierende fühlt sich digital vorbereitet

Während der Coronavirus-Krise steht in Deutschland die analoge Lehre still. Eine laufende Studie untersucht die Stimmung unter den Hochschullehrern.

17.03.2020

Ein Viertel der Lehrenden an deutschen Hochschulen sieht sich in der Lage, die Lehre angesichts der Coronavirus-Krise umgehend digital weiterzuführen. Etwa 20 Prozent der Dozierenden halten die Umstellung auf digitale Lehrkonzepte innerhalb eines Monats für umsetzbar. Nur vier Prozent der Lehrenden erklärten, überhaupt nicht umstellen zu können.

Das geht aus einer laufenden Studie des Weizenbaum-Instituts für die vernetzte Gesellschaft in Berlin hervor, über die zuerst der "Tagesspiegel" berichtete. Die Autorinnen und Autoren erforschen, wie sich die Digitalisierung auf Bildungsprozesse auswirkt. Bislang haben sie dem Bericht zufolge für die Studie Professorinnen und Professoren sowie Dozierende an mehr als 100 deutschen Universitäten befragt. Dabei fragten sie eigenen Angaben zufolge sowohl nach der Möglichkeit als auch nach der tatsächlichen Bereitschaft, den Lehrbetrieb in kurzer Zeit vollständig online-basiert durchzuführen. Auch mögliche Stellschrauben, Herausforderungen und Erwartungen seien Teil der Umfrage. Die vorläufigen Ergebnisse bieten einen ersten Einblick in die digitale Ausstattung der Hochschulen.

Die ersten 200 ausgewerteten Antworten der Studie zeigten demnach, dass die Mehrheit der Befragten die Krise als Chance verstehe, den Einsatz digitaler Techniken in der Lehre vermehrt zu fördern. Gleichzeitig sehen laut Bericht des "Tagesspiegels" mehr als die Hälfte der Befragten die Akzeptanz der Lehrenden für digitale Lernmethoden als eine große Herausforderung an. Zwingend notwendig sei der Umfrage zufolge auch die gezielte Kompetenzentwicklung der Lehrenden durch Schulungen.

Epidemie kann wie ein Katalysator wirken

In der derzeitigen Coronavirus-Krise ist die traditionelle Lehre in Präsenzveranstaltungen nicht mehr möglich. Bundesweit ist diese aktuell an allen Hochschulen ausgesetzt, der Semesterstart verschoben. "Noch vor zehn Jahren hätte eine solche Situation den Lehrbetrieb nahezu außer Gefecht gesetzt", schreiben die Autoren in der Projektbeschreibung. Heute ermögliche der digitale Alltag zumindest theoretisch einen reibungslosen Wissensaustausch.

Erfahrungen aus der vergangenen Sars-Epidemie hätten gezeigt, dass für eine gelungene digitale Lehre mehr als die technische Infrastruktur notwendig seien, schreiben die Studienleiter Dr. Gergana Vladova und Dr. André Renz in ihrem Bericht. Dazu gehörten vor allem Bereitschaft und Flexibilität von Lehrenden und Lernenden sowie auch die Unterstützung seitens der Politik. Berührungspunkte zwischen den Akteuren des Bildungssystems, die während einer Epidemie entstehen, könnten wie ein Katalysator für eine langfristige Entwicklung von Bildungstechnologien wirken, so das Autorenteam.

ckr