Lernumgebung
Lernen Studierende in Online-Kursen weniger?
Der menschliche Körper reagiert auf Online-Lehre weniger gestresst als auf Unterricht in Präsenz. Dadurch sind Studierende an Online-Kurstagen entspannter, haben Forschende der Ruhr-Universität Bochum herausgefunden. Dieser Befund legt nahe, dass die Lernumgebung in Online-Formaten dem Lernerfolg der Studierenden weniger förderlich sein könnte: Aus früheren Studien sei bekannt, dass moderater Stress beim Lernen einen positiven Einfluss auf Lern- und Gedächtnisprozesse und auch auf das Aufrechterhalten der Aufmerksamkeit habe.
Das Forscherteam hat in der Feldstudie verschiedene physiologische Parameter bei 82 Studierenden gemessen, die bei einer Blended-Learning-Veranstaltung in abwechselnden Gruppen entweder digital oder in Präsenz einen Anatomie-Kurs für Erstsemester absolvierten. Obwohl die Kurse mental gleichermaßen fordernd gewesen seien, habe die Online-Gruppe einen signifikant geringeren physiologischen Erregungszustand gezeigt, berichten die Forschenden in der Ende Juli veröffentlichten Studie. Der körperliche Stress bei den Studierenden vor Ort äußerte sich demnach zum Beispiel in erhöhten Werten des Stresshormons Cortisol und einer erhöhten Herzrate.
Anhand von zusätzlich ausgewerteten Fragebögen kam das Forscherteam außerdem zu dem Schluss, dass die gemessene physiologische Erregung der Studierenden während der Präsenzkurse mit erhöhter subjektiv empfundener Freude korrelierte. Diese Korrelation sei in der Online-Gruppe nicht aufgetreten.
Die Autorinnen und Autoren betrachten ihre Studie als Ausgangspunkt für nachfolgende Forschung und eine detaillierte Bewertung der damit verbundenen Implikationen für die Hochschullehre.
ckr
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