bunte Stühle und Tische in einem Seminarraum
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Corona-Semester
Welche Studierenden die Pandemie besonders trifft

Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung hat Studierende zu ihren Corona-Erfahrungen befragt. Wer ist besonders belastet?

13.04.2021

An den Universitäten in Deutschland beginnt dieser Tage das dritte digitale Semester. Wie es den Studierenden dabei geht, zeigt eine aktuelle Umfrage. Die Ergebnisse machen deutlich, dass für einige Gruppen unter den Studierenden die pandemiebedingt veränderte Situation besonders belastend ist. Das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) in Hannover und die AG Hochschulforschung der Universität Konstanz haben im Sommersemester 2020 knapp 28.600 Studierende an 23 Hochschulen zum "Studieren zu Zeiten der Corona-Pandemie" befragt.

Die meisten Studierenden sahen ihre Lernsituation im Sommersemester 2020 als verschlechtert an, wie die Befragung dokumentiert: 69 Prozent der Befragten fühlten sich stark oder sehr stark gestresst. Als besonders belastend wurde die Situation von Studierenden mit Beeinträchtigungen (80 Prozent), von Studierenden der Covid-19-Risikogruppe (75 Prozent) und von Studierenden mit Kind (71 Prozent) empfunden.

Nach Einschätzung der Autorinnen und Autoren der Umfrage verstärkt die Corona-Pandemie die sowieso schon unterschiedlichen Studienbedingungen. Zentral ginge es dabei um die Lernbedingungen zu Hause, die für ein digitales Studium nicht bei allen Studierenden gleichsam geeignet seien, sowie um die veränderten Kontaktmöglichkeiten und um die Sorge vor einer Erkrankung mit Covid-19.

"Die flächendeckende Schließung von Schulen und Betreuungseinrichtungen hat die Vereinbarkeit von (häuslich digitalem) Studium und Kinderbetreuung stark erschwert", schreiben die Autorinnen und Autoren. Dies belaste Studierende mit Kindern, zumal das familiäre Netzwerk, das bei Betreuungsausfällen normalerweise greife, durch Kontakteinschränkungen ebenfalls fehle. Auch für Studierende mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen hätten reduzierte Kontakte zur Folge, dass Familienangehörige sie nicht wie sonst im Unialltag unterstützen konnten. Die Bewältigung von Prüfungsanforderungen hätten die Betroffenen daher als schwieriger empfunden.

Für beide dieser vulnerablen Studierendengruppen spiele auch die mangelnde Eignung des eigenen Zuhauses für das digitale Studium eine wichtige Rolle. Der Faktor, der Studierende der Covid-19-Risikogruppe zu einem höheren Stressempfinden bringe, sei die ausgeprägte Angst vor einer Infektion mit dem Coronavirus, weniger dagegen die Lernbedingungen oder die familiäre Situation.

Die Autorinnen und Autoren schließen aus der Befragung, dass Hochschulen und Politik differenzierte Maßnahmen ergreifen müssen, die die jeweiligen Probleme und Bedürfnisse einzelner Studierendengruppen berücksichtigen.

Steinmeier macht Studierenden Mut

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich am 12.04.2021 anlässlich des beginnenden Sommersemesters aus Berlin in einer Rede an die Studierenden der Hochschulen in Deutschland gewandt.

Zum Start des dritten digitalen Semesters zeigte Steinmeier viel Verständnis für Studierende, die sich ausgebremst und von der Politik außer Acht gelassen fühlen. Steinmeier würdigte die Anstrengung der Hochschulen, den Betrieb auf digitale Lehre umzustellen, merkte aber auch an, dass es dabei nicht bleiben dürfe: "Ein Präsenzstudium, das von der Begegnung, vom Austausch lebt, können auch noch so viele Zoom-Konferenzen niemals ersetzen."

Bildung gehöre oben auf die Tagesordnung. Unternehmen, Verwaltungen, Schulen, Universitäten und Krankenhäuser würden die jungen Leute brauchen, gerade wegen der Erfahrungen, die sie in der Krise gesammelt haben.

Die Rede wurde im Livestream übertragen und kann auf der Webseite des Bundespräsidenten angeschaut werden. Die schriftliche Fassung der Rede findet sich ebenfalls dort.

cpy