Studierende an einem britischen College haben ihren Abschluss bestanden und werfen ihre Hüte in die Luft.
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England
Ausschuss bewertet britische Graduierten-Visa positiv

Die Prüfung der Graduierten-Visa-Route durch den Migrationsausschuss ergab keine negativen Mitnahmeeffekte. Er empfiehlt die Beibehaltung.

15.05.2024

Das Migration Advisory Committee (MAC), eine Art beratender Ausschuss in Migrationsfragen, empfiehlt in seinem rund 70-seitigen Bericht, das erst im Juli 2021 neu eingeführte Graduierten-Visum beizubehalten. Es ermöglicht internationalen Studierenden, nach dem Abschluss bis zu drei Jahre lang im Vereinigten Königreich zu arbeiten. 

Innenminister James Cleverly hatte den Ausschuss unter dem Vorsitz von Professor Brian Bell mit der Untersuchung beauftragt, da er die Streichung dieser Graduierten-Route als Option für die Migrationseingrenzung gesehen hatte – "Forschung & Lehre" berichtete

Positiver Einfluss der internationalen Studierenden 

Im dazugehörigen Brief an den Innenminister heißt es: "Wir erwarten, dass der Einfluss der Inhaberinnen und Inhaber von Graduierten-Visa auf die öffentlichen Finanzen gering, aber positiv ist, da die meisten arbeiten, jung sind und keinen Anspruch auf öffentliche Mittel haben". 

Die Graduierten-Route habe die von der Regierung mit ihrer Einsetzung gesetzten Ziele weitgehend erreicht und erreiche sie weiterhin: beispielsweise das Angebot für internationale Studierende zu verbessern, Talent nach dem Abschluss im Land zu halten und so zur britischen Wirtschaft beizutragen sowie das Land damit international wettbewerbsfähig zu erhalten. 

Bereits Rückgänge bei Studierendenzahlen aus dem Ausland 

Der Migrationsausschuss fasst in seinem Anschreiben an die Regierung einige wichtige Erkenntnisse und Empfehlungen zusammen. Er stellt unter anderem fest, dass die bereits im Januar geänderten Regeln für Studierende bereits erheblichen reduzierenden Einfluss auf die Nutzung der Graduierten-Visa haben und haben werden. 

Seit Januar 2024 dürften laut Bericht Studierende in Masterprogrammen beispielsweise keine Angehörigen mehr mitbringen. "Erste Hinweise zeigen einen Rückgang von 63 Prozent bei den Anzahlungen internationaler Postgraduiertenbewerbungen für den September 2024 im Vergleich zum Vorjahr", formuliert das MAC. 

Der Ausschuss warnt davor, dass zusätzliche Einschränkungen oder die Schließung der Graduierten-Route zu einer Überkorrektur führen könnten. Diese könne beispielsweise lokale und regionale Wirtschaften außerhalb Londons und des Südostens aufgrund ihrer Abhängigkeit von Universitäten unverhältnismäßig stark treffen.

Migrationsausschuss empfiehlt Beibehaltung und Monitoring 

Da die Studiengebühren internationaler Studierender dabei helfen würden, das finanzielle Defizit der Universitäten auszugleichen, sollten erhebliche Einschränkungen der Route erst in Betracht gezogen werden, wenn die strukturellen Finanzierungsprobleme im Hochschulsektor behoben seien. Hier gebe es erhebliche Versäumnisse. 

Die Regierung solle ein obligatorisches Registrierungssystem für internationale Rekrutierungskräfte und Vermittlungsagenturen einführen, um eine bessere Qualitätskontrolle zu gewährleisten. Universitäten sollten verpflichtet werden, jährlich Daten zu ihren Ausgaben für die Rekrutierung und zur Anzahl der rekrutierten internationalen Studierenden zu veröffentlichen. Man habe einige Beispiele für schlechtes Verhalten bei bestimmten Rekrutierungskräften gefunden und müsse Studierende vor Ausbeutung schützen. 

Neue Migrationsrouten sollten nur eröffnet werden, wenn ein klarer Plan vorliege, wie Daten zur Bewertung der Wirksamkeit und zur Erfassung der breiteren Auswirkungen gesammelt und überwacht würden. Dies sei bei der Einführung der Graduierten-Route offensichtlich nicht der Fall gewesen. Außerdem sollte das Innenministerium von den Universitäten verlangen, zur Bestätigung des erfolgreichen Abschlusses eines Kurses auch die Kursabschlussnoten zu melden. 

Ausschuss bewertet Daten des Innenministeriums kritisch 

Der Ausschuss weist das Innenministerium darauf hin, dass einige im Auftragsschreiben genannten Daten falsch gewesen seien: "Wir haben auch bedeutende Probleme im Zusammenhang mit dem Missverständnis oder der Fehlkennzeichnung von Daten des Innenministeriums festgestellt, einschließlich Daten, die im Auftragsschreiben über die Anzahl derjenigen referenziert wurden, die angeblich von der Graduierten-Route in die Pflegearbeit auf der Fachkräfte-Route wechseln", führt der Bericht dazu aus. 

Man empfehle hier eine grundlegende Überprüfung der für Analysezwecke verwendeten Datenvariablen. Dies gelte für alle aktuellen größeren Visa-Routen. 

Laut "The Guardian" wurde den Universitätsleitungen mitgeteilt, dass sie mit der Reaktion der Regierung Mitte nächster Woche rechnen müssten, zusammen mit der Veröffentlichung der Nettozuwanderungszahlen.

cva