Taste auf einer Computertastatur mit der Aufschrift "Übersetzen" (Symbolbild für maschinelle Übersetzung)
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Rat der Europäischen Union
Bald maschinell übersetzte Forschungs-Ergebnisse?

Um Wissen breiter zugänglich zu machen, müsste es mehrsprachig vorliegen. Der Rat der Europäischen Union bedenkt KI-basierte Übersetzungen.

28.04.2022

Der Rat der Europäischen Union erörtert in seinem neuesten Entwurf für Forschungsbewertung Mehrsprachigkeit als Faktor für die Verbreitung von Forschungsinhalten und regt die maschinelle Übersetzung von wissenschaftlichen Veröffentlichungen in verschiedene Landessprachen an. Das Onlinemagazin "Times Higher Education" (THE) versteht dies als Versuch der französischen Präsidentschaft des Rats, das Primat des Englischen als Wissenschaftssprache anzufechten. THE verweist zudem auf weitere Kritiker, etwa jene, die sich auf lokaler Ebene um die Weiterentwicklung der jeweiligen akademischen Sprache bemühten.

In dem Entwurf heißt es, dass wissenschaftliche Publikationen in verschiedenen Sprachen zugänglich sein sollten, um einer größeren Gruppe an Menschen zu ermöglichen, sie zu lesen. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie wichtig es ist, dass neues Wissen schnell in allen europäischen Sprachen verfügbar ist, damit die Politik entsprechend der neuen Erkenntnisse handeln kann. Die Verbreitung der Forschungsergebnisse sollte aber nicht in der Verantwortung  einzelner Forschender liegen. Digitale Angebote könnten laut dem Entwurf eine Lösung darstellen, etwa die maschinelle Übersetzung.

Außerdem unterstützt der Entwurf auch weitere Bemühungen um Mehrsprachigkeit – spezifisch genannt ist die Helsinki Initiative, die sich für gerechten Zugang zu Wissen und Schutz für die Verleger von lokal relevanter Forschung einsetzt. Die EU-Mitgliedsländer seien dazu aufgerufen, auf freiwilliger Basis mit Mehrsprachigkeit zu experimentieren und etwa bei einer Stichprobe Übersetzungsdienste zu testen, die auf künstlicher Intelligenz basieren. Diese Stichprobe solle Forschungsbeiträge von besonderer gesellschaftlicher Relevanz beinhalten.

Dr. Henriikka Mustajoki, Generalsekretärin für Open Science an der "Federation of Finnish Learned Societies" und Mitverfasserin der Helsinki Initiative, warnte gegenüber "THE" vor einem zu starken Vertrauen in die Möglichkeiten der aktuellen maschinellen Übersetzung. Die Ausgangslage sei komplex. Menschliche Fähigkeiten seien für eine korrekte Übersetzung notwendig.

cpy