Allgemeiner Fakultätentag
Fakultäten kritisieren Pläne für WissZeitVG-Reform
Während die Bundesregierung eine Novelle des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) erarbeitet, haben bereits mehrere Wissenschaftsorganisationen Vorschläge unterbreitet, wie das Gesetz reformiert werden könnte. Unter anderem der Deutsche Hochschulverband (DHV), die Hochschulrektorenkonferenz und die Junge Akademie plädieren für eine planbarere Postdoc-Phase, die mit mehr Sicherheit verbunden ist. Nun hat sich der Allgemeine Fakultätentag (AFT) zu den Vorschlägen geäußert.
Insbesondere merkt der AFT an, dass sich zunächst neue Beschäftigungsformen im wissenschaftlichen Mittelbau etablieren müssten, bevor die Regeln für die bestehenden Positionen geändert werden. So solle beispielsweise die derzeitige zeitliche Obergrenze für befristete Beschäftigungen von Postdocs und Juniorprofessoren erst gesenkt werden, nachdem sich eine neue Art von unbefristeten Stellen für die ersten Jahre nach der Promotion bewährt habe. Tenure-Track-Professuren seien für diese Karrierephase "keine vollständige Lösung". Zusätzlich seien neue wissenschaftliche Dauerstellen nötig, auch für Postdocs, die sich persönlich weiterqualifizieren wollen und eine Professur anstreben.
Die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen für unbefristete Stellen dieser Art seien bislang nicht gegeben. Derzeit gibt es nur wenige Dauerstellen für Postdocs, die wissenschaftliche Daueraufgaben übernehmen. Diese alternativen Karrierewege bieten jedoch kaum Aufstiegschancen zu einer Professur.
Keine Dauerstellen ohne verlässliche Finanzierung
Der AFT mahnt zudem an, dass für die Schaffung zusätzlicher unbefristeter Stellen zunächst die Finanzstruktur der Hochschulen geändert werden müsse. Sie bräuchten wieder mehr Grundfinanzierung und weniger projektbezogene Mittel, da Hochschulen solche befristet verfügbaren Personalmittel nicht für unbefristete Einstellungen verwenden können. In den vergangenen Jahren habe sich die Finanzierung der Hochschulen jedoch hin zu mehr Projektmitteln entwickelt.
Ziel aller Bemühungen um eine Novelle des WissZeitVG, das die Beschäftigungsbedingungen in der Wissenschaft regelt, ist eine bessere Balance zwischen möglichst planbaren wissenschaftlichen Karrieren und weniger Befristungen für den Mittelbau einerseits und dem Bedarf der Wissenschaft nach Flexibilität andererseits. Wie dies konkret zu erreichen ist, darüber sind sich die Wissenschaftsorganisationen nicht einig. Einer der Kernstreitpunkte ist, was als Qualifizierungsphase gilt und ob Beschäftigte in dieser Phase eine Dauerstelle erhalten sollten oder nicht. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung will nach eigenen Angaben voraussichtlich im Winter/Frühjahr 2023 einen Referentenentwurf für eine Reform des WissZeitVG vorlegen.
ckr
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