Portraitfoto von Prof. Dr. Rolf Hilgenfeld
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Wirkstoff-Forschung
Renommierter Corona-Forscher bleibt in Lübeck

Der Strukturvirologe Rolf Hilgenfeld setzt seine Forschung zum Coronavirus an der Uni Lübeck fort. Er hatte Angebote aus Dortmund und China erhalten.

21.04.2020

Der international renommierte Corona-Forscher Professor Rolf Hilgenfeld hat sich für die Fortführung seiner Arbeit an der Universität zu Lübeck entschieden. Die Stiftungsuniversität wertet das in einer Mitteilung vom Montag als bedeutsamen Erfolg im internationalen Wettbewerb um den Spitzenforscher. Der 66-Jährige war bis Ende März Direktor des Instituts für Biochemie der Uni Lübeck. Für seine künftige Forschungsarbeit hatte der Biochemiker und Strukturvirologe Angebote vom Max-Planck-Institut für molekulare Physiologie in Dortmund und von der China Pharmaceutical University in Nanjing erhalten.

Hilgenfeld zufolge waren die Angebote sehr verlockend, "unter anderem wegen der phantastischen Geräteausstattung an beiden Standorten". Ein Wechsel wäre jedoch mit einer mehrmonatigen Unterbrechung seiner Forschung am neuen Coronavirus verbunden gewesen. Seiner Forschungsgruppe war es kürzlich gelungen, die Kristallstruktur eines Schlüsselenzyms von Sars-CoV-2 aufzuklären und einen Wirkstoff zu kreieren, der die Vermehrung des Virus unterbindet. "Ich hatte das Gefühl, dass wir uns das gerade jetzt nicht leisten sollten. Außerdem sind wir mit den Gegebenheiten an der Lübecker Universität gut vertraut und können hier hoffentlich trotz meines formalen Eintritts in den Ruhestand unbehindert weiter forschen", so Hilgenfeld.

Für seinen Verbleib und die Ausstattung der Seniorprofessur in Lübeck habe das Wissenschaftsministerium von Schleswig-Holstein 400.000 Euro aus dem Struktur- und Exzellenzbudget zur Verfügung gestellt, heißt es in der Mitteilung. Die Universität hätte sich in einer "großen, gemeinsamen Kraftanstrengung" mit der Possehl-Stiftung und dem Land darum bemüht, dass der Forscher auch nach seinem Eintritt in den Ruhestand weiter über die erforderlichen Arbeitsbedingungen verfügen könne. Die Universität habe ihm nun Forschungsräume im Neubau für die Biomedizinische Forschung (BMF) eingerichtet, dessen Bezug gerade erst beginne.

Zuvor hatte die Uni Lübeck einem Bericht des "Spiegels" zufolge Hilgenfeld eine unbezahlte Seniorprofessur angeboten, während die China Pharmaceutical University ihm offenbar eine gut dotierte Stelle mit ganzer Arbeitsgruppe angeboten hatte. Dem Bericht zufolge wolle auch das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung seine Forschung weiter unterstützen.

ckr