HRK-Präsident Peter-André Alt
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Hochschulrektorenkonferenz
"Rückkehr zu Präsenzlehre muss verantwortbar sein"

Die Rufe nach einer Rückkehr zur Präsenzlehre werden lauter. Der HRK-Präsident mahnt zu überlegten Entscheidungen.

02.07.2020

Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat sich deutlich gegen eine vorschnelle Rückkehr zur Präsenzlehre ausgesprochen. Es sei unstreitig, dass Hochschulen Präsenzeinrichtungen seien und bleiben wollten. Dennoch müsse die Stoßrichtung während der Corona-Pandemie lauten: "so viel Präsenz wie möglich, aber nur im Rahmen des Verantwortbaren", betonte HRK-Präsident Peter-André Alt im Anschluss an eine Senatssitzung am Donnerstag. Der Schwerpunkt des kommenden Semesters werde auf dem Digitalen liegen. Einige tausend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hatten dazu aufgerufen, den Wert der Präsenzlehre nicht zu vergessen.

"Die Hochschulen müssen für den Herbst verlässlich planen. Jede Hochschule braucht Planungsvorlauf und kann nicht wiederholt 'auf Zuruf' umgesteuert werden", erklärte Alt. "Die Konzeption und Durchführung von digitalen und Präsenzveranstaltungen sind nicht beliebig austauschbar. Hochschulleitungen müssen eine sichere Perspektive schaffen, die einer anhaltenden und womöglich gar erneut verschärften Corona-Situation Rechnung trägt."

Gesundheitsschutz: Vergleich mit Schulen unpassend

Der Gesundheitsschutz müsse höchste Priorität an Hochschulen haben, betonte Alt. Sie dürften nicht zu einem Corona-Hotspot werden, weil sie zu früh den Campus für zu viele Personen öffneten. Dafür seien die Hochschulen zu groß. "In den meisten Bundesländern gelten nach wie vor Corona-bedingte Hygienevorschriften. Um in den dortigen Hochschulen die Einhaltung der notwendigen Abstandsregeln zu sichern, müssten für große Vorlesungen externe Räumlichkeiten mit Höchstkapazitäten angemietet werden, die Organisation in Bibliotheken oder Mensen wäre bei voller Präsenz aller Hochschulmitglieder nicht zu leisten", erklärte Alt.

Vergleiche mit Schulen hält Alt für ungeeignet. Im Schnitt sei die digitale Lehre an Hochschulen leichter umzusetzen als an Schulen. "Die Selbstorganisations- und Selbstlernfähigkeit von Studierenden ist ungleich höher als die von Schulkindern, so dass sie ihre Leistungen bei allen Kompromissen auch erfolgreich digital erbringen können." Für diejenigen, für die Angebote vor Ort besonders wichtig seien, könnten die Hochschulen entsprechende Konzepte erstellen.

Das könnten Laborkurse in experimentellen Fächern sein, Studienangebote in Medizin oder Sport, Übungen in Kleingruppen an künstlerischen Hochschulen oder auch Treffen für Erstsemester oder Studierende in Prüfungsphasen. Gleichzeitig dürfe man zum Beispiel ausländische Studierende nicht aus dem Blick verlieren, die noch nicht nach Deutschland kommen könnten und auf digitale Angebote angewiesen seien.

Die Coronazeit sieht Alt außerdem als Chance, langfristige Konzepte für die Synergien zwischen digitalen und Präsenzangeboten in der Hochschullehre zu entwickeln.

kas