Karte der Ostsee, auf dem Wort "Russland" liegt eine Lupe.
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Russische Propaganda
Russland will Forschende aus dem Westen beeinflussen

Seit über einem Jahr sind die Beziehungen zu russischen Organisationen auf Eis gelegt. Ein Strategiepapier zeigt, wie Russland das ändern möchte.

27.04.2023

Russland plant offenbar ein wissenschaftliches Austauschforum, um gezielt prorussische Propaganda zu verbreiten. Offiziell soll das Forum die Verschmutzung der Ostsee thematisieren, berichtet ein Rechercheverbund aus internationalen Medien, an dem auch die "Süddeutsche Zeitung" (SZ), der "WDR" und der "NDR" beteiligt sind. Laut einem als geheim deklarierten Strategiepapier, das wohl aus der russischen Präsidialadministration stammt, solle das Forum gezielt Einfluss auf westliche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nehmen. Dies berichten verschiedene Medien.

In dem russischen Strategiepapier von Januar steht laut der "Zeit", dass ein "möglichst unpolitisches Thema" genutzt werden solle, um wieder in den Austausch zu kommen, nachdem die wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Beziehungen mit dem Westen infolge des Ukraine-Krieges weitgehend auf Eis liegen. Als Standorte anvisierter Dialogpartner nenne das Papier das Baltikum, aber auch Skandinavien und Deutschland.

Als Organisatoren des geplanten Austauschforums "Baltische Plattform" seien insgesamt 13 hochrangige russische Beamte und regimetreue Rektoren russischer Universitäten vorgesehen, berichtet die "SZ". Vereinzelt hätten sich diese bereits zu Gesprächen getroffen.

Unter dem Deckmantel der Neutralität steckt politische Einflussnahme

Die russischen Vertreterinnen und Vertreter sollten in einem "neutralen Klang" mit ihren westlichen Kolleginnen und Kollegen kommunizieren und Stichworte verwenden, wie "Green Deal" und "grüne Wirtschaft", so beschreibe es das Papier. Nach und nach solle dabei wieder zu "aktuellen politischen Inhalten" übergegangen werden.  

Das Papier nenne auch mögliche Partnerorganisationen im Westen, darunter das "Baltic Sea Centre" an der Universität Stockholm. Das Institut zeigte sich gegenüber "SZ" verärgert darüber, in dem Papier erwähnt zu werden, es sei wegen der "Baltischen Plattform" nicht von Russland kontaktiert worden.

Die russischen Pläne, die reale Verschmutzung der Ostsee als Aufhänger zu nutzen, um mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Westen ins Gespräch zu kommen, stehen laut "SZ" im Kontext einer allgemeinen Taktik der Unterwanderung. Demnach möchte der Kreml seinen Einfluss auch in Estland, Lettland und Litauen ausbauen, während offizielle regionale Kooperationen aktuell pausieren.

cpy