Kollegen auf einer Dienstreise
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Mobilität
Wie Wissenschaftler reisen wollen

Eine Studie hat das Reiseverhalten von Wissenschaftlern vor der Corona-Pandemie untersucht. Daraus ergeben sich mögliche Trends für die Zukunft.

24.06.2020

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nehmen im Schnitt an drei Konferenzen pro Jahr teil. Am häufigsten sind Forschende mit einer Leitungsfunktion unterwegs, sie besuchten 2019 im Schnitt knapp fünf Konferenzen. Bei Promovierenden waren es nur gut zwei Konferenzen. Das zeigt eine in der Open-Access-Fachzeitschrift für Biomedizin und Biowissenschaften "eLife" publizierte Studie, die das Reiseverhalten in der Wissenschaft vor der Corona-Pandemie untersucht hat.

60 Prozent der knapp 230 Befragten konnten sich demnach vorstellen, künftig weniger zu reisen oder alternative Konferenzformate zu nutzen. Durch die aktuellen Reisebeschränkungen haben sie aktuell keine andere Wahl. Die Autorin der Studie glaubt mit Blick auf ihre Ergebnisse, dass sich das Reiseverhalten nach der Corona-Pandemie auch langfristig verändern könnte.

"Institutionen könnten große Konferenzen im Hybrid-Format anbieten: Forschende treffen sich in lokalen Hubs, die zusätzlich virtuell zusammengeschaltet werden", sagt Dr. Verena Haage, zum Zeitpunkt der Studie tätig am Max Delbrück Center for Molecular Medicine, Helmholtz Association, Germany. Künftig wird sie an der Berliner Charité tätig sein. Hybride Konferenzen seien nachhaltiger, weil kein weiter Anreiseweg zurückgelegt werden muss, man aber trotzdem im jeweiligen Hub persönlich netzwerken kann". Solche Initiativen gab es vor Corona nur selten, wie ihre Studie ergab.

Zug häufigstes Verkehrsmittel bei nationalen Dienstreisen

Sind Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor den Corona-Einschränkungen zu Veranstaltungen gereist, haben mehr als die Hälfe innerhalb von Deutschland den Zug genutzt, 13 Prozent wählten das Flugzeug. Bei internationalen Reisen sind sie dagegen bei mehr als der Hälfte der Reisen geflogen.

Das Auto spielte sowohl bei nationalen als auch internationalen Reisen eine vergleichsweise geringe Rolle. Acht beziehungsweise vier Prozent der Strecken wurden damit zurückgelegt. Besuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Konfernez in der eigenen Stadt, nahmen rund 13 Prozent das Fahrrad. Über die Strecken zu Fuß macht die Studie keine Angaben.

16 Prozent der Befragten gaben an, bei einzelnen nationalen Reisen nachhaltiger hätten reisen zu können. Acht Prozent sagten dies mit Bezug auf alle Reisen. 15 Prozent und zehn Prozent machten entsprechende Angaben zu internationalen Reisen. 21 Prozent machten bei der Frage nach nachhaltigeren Alternativen bei internationalen Reisen keine Angabe. Bei nationalen Reisen wurde danach nicht gefragt.

Kann zwischen unterschiedlichen Verkehrsmitteln gewählt werden, ist der Hauptfaktor für die Entscheidung die Zeit (33 Prozent). Dahinter folgen Komfort (30 Prozent) und Kosten (18 Prozent). Überlegungen zur Umwelt machen bei den Befragten einen Anteil von 16 Prozent aus.

Wissenschaftlerin Haage schlägt in ihrer Studie unter anderem vor, dass Institutionen bei nationalen Konferenzen eine Anreise per Zug und Bus verpflichtend machen können. Einige Hochschulen und Drittmittelgeber haben sich dazu bereits entschieden. In der Studie gaben 32 Prozent an, von solchen Initiativen zu wissen.

kas