Symbolbild für Karrierestufen in der Wissenschaft: Viele Hände, die Forschende unterstützen
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Allianz der Wissenschaftsorganisationen
Wissenschaft dämpft Erwartungen an Reform des WissZeitVG

Die Wissenschaft will attraktive Stellen für Forschende in frühen Karrierephasen schaffen. Ein neues WissZeitVG könne das aber nur bedingt erreichen.

23.03.2023

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen hat sich zu dem vergangenen Freitag veröffentlichten Eckpunkte-Papier des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) geäußert. In einer Stellungnahme von Donnerstag begrüßt die Allianz, dass einer der umstrittensten Punkte des Papiers seit dem Zurückrudern des Ministeriums am Sonntag nun wieder zur Diskussion steht: "Eine zeitliche Begrenzung der Qualifizierungsbefristung in der Postdoc-Phase auf drei Jahre behindert Forschende auf ihrem Karriereweg und würde mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Verlust hochqualifizierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in frühen und mittleren Karrierephasen führen", schreibt die Allianz. "Dies würde den Wissenschaftsstandort Deutschland und damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands enorm schwächen."

Gleichzeitig dämpft die Allianz die hohen Erwartungen an das WissZeitVG. Eine Reform des Gesetzes könne die Hoffnungen auf planbare Karrieren für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler "nur sehr bedingt" erfüllen, da sie strukturelle und finanzielle Rahmenbedingungen beträfen. Auch unterschiedliche Interessengruppen – gemeint sind Hochschulen und außeruniversitäre Einrichtungen, unterschiedliche Fächer sowie die Beschäftigten der verschiedenen Karrierestufen – müssten in der Novelle berücksichtigt werden.

"Vermieden werden sollte aber unbedingt, bestehende Spielräume zu Lasten der Beschäftigten einzuschränken", so die Wissenschaftsorganisationen. Ziel einer Novelle sollten "transparente, verlässliche Karrierewege" und attraktive Arbeitsbedingungen für Forschende in frühen und mittleren Karrierephasen sein, insbesondere für Postdocs.

Ruf nach mehr Dauerstellen

Das reformierte WissZeitVG muss nach Ansicht der Allianz dafür eine "wissenschaftsadäquate Höchstbefristungsdauer" für die Qualifizierungsphasen (Promotion und Postdoc-Phase) sowie "geänderte Personalstrukturen mit einem definierten Befristungsanteil" enthalten. Auch andere Personalkategorien und Karriereziele ohne Professur seien nötig. Dafür brauche es mehr Dauerstellen, die mit mehr und flexibler einsetzbaren Mitteln finanziert werden müssten.

Die Allianz der Wissenschaftsorganisationen ist ein Zusammenschluss der bedeutendsten Wissenschaftsorganisationen in Deutschland. Mitglieder sind die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Alexander von Humboldt-Stiftung, der Deutsche Akademische Austauschdienst, die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Fraunhofer Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Hochschulrektorenkonferenz, die Leibniz-Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft und der Wissenschaftsrat.

Das BMBF hat angekündigt, seine Reformpläne, insbesondere zur Postdoc-Phase, nächsten Donnerstag mit betroffenen Interessengruppen aus der Wissenschaft zu diskutieren.

ckr