Das Foto zeigt das Jacob- und Wilhelm-Grimm-Zentrum, Bibliothek, Humboldt Universität, Berlin
dpa

Tag der Bibliotheken
"Bibliotheken sind Motoren wissenschaftlichen Fortschritts"

Heute wird deutschlandweit Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Bibliotheken gelenkt. Auch werden die Bibliotheken des Jahres ausgezeichnet.

24.10.2023

In Deutschland gibt es rund 9.000 Bibliotheken. Seit fast 30 Jahren werden sie immer am 24. Oktober gefeiert. Der "Tag der Bibliotheken" wurde 1995 vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker ins Leben gerufen. Seither bieten viele Bibliotheken deutschlandweit an diesem Tag vielfältige Veranstaltungen an. Dabei ist es ihnen wichtig auf ihre "verschiedenen Leistungen als unverzichtbare Kultur- und Bildungseinrichtungen hinzuweisen", so der deutsche Bibliotheksverband. Dieser kürt zu diesem Anlass gemeinsam mit der Telekom Stiftung die "Bibliothek des Jahres". 2023 ist das die Zentralbibliothek der Stadtbibliotheken Düsseldorf, die vor zwei Jahren mit neuem Konzept eröffnet wurde. Es stellt nicht nur Bücher und Medien, sondern auch die Menschen und wie sie die Zeit dort verbringen, in den Mittelpunkt.

Neben der Bibliothek des Jahres, deren Auszeichnung mit 20.000 Euro dotiert ist, wird seit 2020 jedes Jahr auch der mit 7.000 Euro dotierte Preis für die beste Bibliothek in Städten unter 50.000 Einwohnerinnen und Einwohnern vergeben. Dieses Jahr wird die Stadt- und Schulbücherei Lauenburg in Schleswig-Holstein zur Bibliothek des Jahres in kleinen Kommunen und Regionen Deutschland gekürt. "Ganz besonders auszeichnungswert ist die konsequente Strategie der Bibliothek zur Einführung technikbezogener und digitaler Angebote", so der deutsche Bibliotheksverband. Denn die Institution Bibliothek hat eine lange Tradition und ist doch ständig im Wandel.  

Schon in der Antike sammelten die Ägypter Bücher, auch in Griechenland gab es Privatbibliotheken und im Mittelalter wurde das Wissen vor allem in Klosterbibliotheken gesichert. Die ersten Bibliotheken mit Leseräumen für die Öffentlichkeit gab es zu Beginn des 17. Jahrhunderts in Oxford und Mailand. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden immer mehr öffentliche Bibliotheken. Die erste in Deutschland gab es 1828 im sächsischen Großenhain. 1912 wurde die erste Deutsche Bücherei in Leipzig und nach Gründung der DDR 1949 die Deutsche Bibliothek in Frankfurt am Main gegründet. Nach der Wiedervereinigung wurden beide mit dem Deutschen Musikarchiv in Berlin zur Deutschen Nationalbibliothek fusioniert.

"Bibliotheken sind auch im digitalen Zeitalter relevant und unverzichtbar"

"In den letzten Jahrzehnten haben sich Bibliotheken verändert und mit der digitalen Welt weiterentwickelt", sagt Dr. Irina Sens, stellvertretende Direktorin und Leitung der Bibliotheksbetrieb am Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften und Universitätsbibliothek (TIB). Laut ihr sind Bibliotheken aber auch im digitalen Zeitalter relevant und alles andere als überflüssig. "Sie sind viel mehr als nur Büchersammlungen, es sind Orte des Wissens und der Bildung", so Sens und erklärt, dass sie Orientierung geben, wenn es  – wie beispielsweise durch das Internet – ein Übermaß an Informationen gibt. "Bibliotheken sind verlässliche Filter und ermöglichen als neutrale Instanz einen breiten Zugang zu qualitätsgeprüften Informationen", so Sens. "Sie sind unverzichtbar beim Thema Offenheit in der Wissenschaft und erfüllen in der digitalen Welt eine entscheidende Rolle für den Zugang zu Informationen."

Das bestätigt auch die Praxis. Denn Universitätsbibliotheken werden inzwischen fast wieder so stark besucht, wie vor Pandemie und Lockdown. Dabei ist der Zugriff auf digitale Medien immer größer und die Ausleizahlen von physischen Medien ist rückläufig. "Eine der größten Herausforderungen für wissenschaftliche Bibliotheken ist die Transformation zu Open Access, also dem freien Zugang wissenschaftlicher Publikationen", sagt Dr. Stefan Schmeja, der sich an der TIB mit wissenschaftlichem Publizieren und Open Access beschäftigt. "Hier tut sich zurzeit aber viel", so Schmeja, "aber es ist wichtig, dass die Transformation fair im Sinne der Wissenschaft verläuft."

Hochschulbibliotheken entwickeln sich immer mehr zu Arbeitsorten – es zahle sich aus, dass viele Universitäten in den vergangenen Jahren in diesen Bereich investiert hätten. Auch die TIB in Hannover, die 2020 als Bibliothek des Jahres gekürt wurde. Die stellvertretende Direktorin Sens sagt: "Bibliotheken sind nicht nur Orte des Wissens und Schatzkammern kulturellen Erbes, sondern auch Motoren für wissenschaftlichen Fortschritt und Innovation." Sie dienen der Forschung und der Gesellschaft, indem sie Zugang zu Wissen für alle ermöglichen. Laut dem deutschen Bibliotheksverband, sollten sie auch mehr als Ort der Inklusion gesehen werden. Sens empfiehlt:  "Nutzen Sie diese wertvollen Ressourcen, die Bibliotheken bieten."

kfi