Menschen mit Masken stehen Schlange in einer Einkaufsstraße
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Bevölkerungsumfrage
Corona zehrt an Vertrauen in Wissenschaft

Die Deutschen haben weiterhin hohes Vertrauen in die Wissenschaft und Interesse an Forschung. Die Corona-Pandemie säht aber auch Zweifel.

10.12.2020

Das Vertrauen der Bevölkerung in die Wissenschaft ist insgesamt weiterhin hoch: 60 Prozent der Deutschen gaben in einer Umfrage an, dass sie "eher" oder "voll und ganz" in Wissenschaft und Forschung vertrauen. Im April diesen Jahres sagten das sogar 73 Prozent, im Mai noch 66 Prozent der Befragten. Zwar zeichnet sich im Jahresverlauf ein Vertrauensverlust ab, im Vergleich zum Vorjahr (46 Prozent) ist dieses aber gestiegen, wie aus dem Wissenschaftsbarometer 2020 hervorgeht. Die gemeinnützige Organisation "Wissenschaft im Dialog" (WiD) hat dafür im November 1.016 bevölkerungsrepräsentative Personen nach ihrer Meinung gefragt.

Die Forderung nach wissenschaftsbasierter Politik ist demnach weiterhin hoch: 77 Prozent der Deutschen wollen, dass politische Entscheidungen auf Forschungsergebnissen beruhen. Im April sagten dies 81 Prozent, im Mai 73 Prozent der Befragten. Sich in Politik einzumischen, sei aber nicht Aufgabe der Wissenschaft, sagten inzwischen 42 Prozent. Im April waren 32 Prozent der Deutschen dieser Ansicht. Kontroversen unter Wissenschaftlern bewerteten die meisten Menschen positiv: Nach wie vor zwei Drittel der Deutschen denkt demnach, dass Kontroversen dazu führen, dass sich die "richtigen" Forschungsergebnisse durchsetzen.

Besondere Skepsis gegenüber der Forschung herrscht der Umfrage zufolge bei der Corona-Pandemie. Rund 40 Prozent der Deutschen gingen davon aus, "dass Wissenschaftler uns nicht alles sagen, was sie über das Coronavirus wissen". 23 Prozent der Befragten denke, dass zur Bewältigung der "gesunde Menschenverstand" reiche und es dafür keine wissenschaftlichen Studien brauche. 15 Prozent meinten, es gebe keine eindeutigen Beweise für die Existenz des Virus. Wenn es im nächsten Jahr einen in Deutschland zugelassenen Impfstoff gegen Covid-19 gibt, würden sich 55 Prozent der Deutschen wahrscheinlich impfen lassen. Knapp 30 Prozent sagten, das sei unwahrscheinlich. Die aktuellen Maßnahmen im November beurteilten 66 Prozent der Befragten als angemessen.

Die hohe Zahl der Zweifler und Unentschlossenen beunruhigt den WiD-Geschäftsführer Markus Weißkopf. Die Wissenschaft müsse sich noch weiter öffnen und noch stärker den Dialog mit der Gesellschaft suchen. "Damit das gelingen kann, müssen wir alle Forschenden dabei unterstützen, ihr Wissen, ihre Werte und ihre Arbeitsweise zu vermitteln", sagte Weißkopf.

Als Informationsquelle für Forschungswissen nutzen die Deutschen der Umfrage zufolge vor allem das Internet (80 Prozent). Bei den aufgesuchten Webseiten handele es sich mehrheitlich um klassische Nachrichtenmedien wie Zeitungen, Magazine oder Fernsehsender (57 Prozent), aber auch um Social Media (15 Prozent).

ckr