Eine Rauchwolke steigt nach einem Raketenangriff auf ein Ziel im Gaza-Streifen auf.
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Psychologie
So schützt man sich gegen erschreckende Bilder aus Krisengebieten

Anlässlich der Gewalt im Nahen Osten sehen viele Menschen Bilder von Terror und Gewalt. Das kann gravierende Folgen haben.

20.10.2023

Die Bilder der Anschläge der islamistischen Hamas und des Kriegs mit Israel können aus Sicht einer Psychologin gravierende Folgen für Betrachter haben. "Diese Bilder sehen viele Menschen, die gar nicht geschult sind, damit umzugehen", sagte Dr. Barbara Schmidt vom Universitätsklinikum Jena. Es würden nicht nur zerstörte Häuser gezeigt, sondern auch Bilder von Menschen. Und dass im Fernsehen erschütterte Menschen von dem Massaker bei einem Festival nahe dem Gazastreifen berichteten, mache das Geschehen sehr nahbar und damit extrem beängstigend.

Angst zu haben sei verständlich und auch eine gesunde Reaktion, sagte sie weiter. "Das macht uns auch als Menschen aus, dass wir Mitgefühl haben." Das Problem sei, dass manche Menschen in eine Art "Problemtrance" verfallen und immer weiter Inhalte konsumieren, die diese Angst auslösen. Das könne dazu führen, dass man abstumpfe oder in eine totale Lähmung verfalle. "Ab einem gewissen Punkt ist das dann auch eine Störung und man sollte in Therapie gehen."

Psychologin empfiehlt: Nicht direkt nach den Nachrichten ins Bett

Um aus diesem Zustand herauszukommen empfiehlt die Expertin: "Man sollte sich bewusst sein: Das passiert, das ist schrecklich, aber es ist nicht mein Leben." Man komme schnell in eine Situation, in der man sich privilegiert und schlecht fühle. Aber: "Jeder hat ein Recht, auf sich zu schauen. Es ist nicht hilfreich, sich aus Solidarität schlecht zu fühlen." Hilfreich seien oft banale Dinge – etwa Sport, ein warmes Bad und guter Schlaf.

Generell sei gut, sich zu informieren – aber es sei wichtig, das richtige Maß zu finden. "Ich würde empfehlen, sich eine Tageszeit zu suchen, zu der man sich informiert – und anschließend noch etwas Schönes zu machen." Abends Nachrichten zu schauen und danach ins Bett zu gehen, sei eher nicht ratsam. Auch dem sogenannten Doomscrolling, dem Immer-Weiter-Konsumieren schlimmer Inhalte verschiedener Kanäle, lasse sich etwa mit einem Wecker vorbeugen. Push-Nachrichten zu abonnieren und auf dem Handy ständig neue Meldungen zu empfangen, empfehle sie ebenfalls nicht. Sich vorzunehmen, überhaupt keine Medien zu konsumieren, sei andererseits jedoch illusorisch und zum Scheitern verurteilt.

dpa