Wimmelbild von Berlin mit klassischen Motiven, die die Stadt und Deutschland darstellen.
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Wissenschaftsstandort Deutschland
Wie schätzen internationale Forschende Deutschland ein?

Die Humboldt-Stiftung hat ehemalige Geförderte zur Arbeit und dem Leben in Deutschland befragt. Sie kritisieren die Bürokratie.

24.05.2023

Deutschland bekommt als Wissenschaftsstandort gute Noten von internationalen Forschenden. Dies geht aus einer Umfrage der Alexander von Humboldt-Stiftung unter ehemaligen Geförderten hervor, die im Rahmen ihres Stipendiums in der Bundesrepublik gearbeitet und geforscht haben. Die Stiftung hat die Umfrageergebnisse am Montag veröffentlicht.

Die Bereiche Infrastruktur, Qualität der Forschung, Finanzierungsmöglichkeiten für Projekte, Internationalität und Kinderbetreuung erhielten demnach Topbewertungen von acht oder mehr Punkten auf einer Skala von null bis zehn. Immer noch positiv, aber schwächer bewertet worden seien Dual-Career-Angebote, die Nachwuchsförderung und die bestehenden beruflichen Perspektiven. Eine schlechte Bewertung habe allein die in Deutschland herrschende Bürokratie erhalten: Nur Stipendiatinnen und Stipendiaten, die aus Asien nach Deutschland gekommen seien, hätten Deutschland als unbürokratisch eingeschätzt. Am schlechtesten sei diese Rubrik bei den Geförderten aus Nordamerika weggekommen.

Deutschland: Wissenschaftsfreundlich und demokratisch – aber eher verschlossen

Auf einer Skala von minus bis plus fünf hätten die Geförderten Deutschland als sehr wissenschaftsfreundlich (4,2 im Durchschnitt), demokratisch (3,8), geschlechtergleichberechtigt (3,2), gastfreundlich (2,8) und tolerant (2,7) bewertet. Die Offenheit der Deutschen habe dabei eher eine negative Rückmeldung erhalten (0,8).

Auch in den Antworten auf die Freitextfrage „Was haben Sie an Ihrem Deutschlandaufenthalt negativ wahrgenommen?“ kritisierten die Befragten häufig die Bürokratie: 27 Prozent aller Antworten widmeten sich diesem Thema, dicht gefolgt von Sprachbarrieren (26 Prozent). In sechs Prozent der Kommentare wiesen Stipendiatinnen und Stipendiaten auf individuelle Diskriminierung und Rassismus hin. Dabei unterscheide sich die Häufigkeit je nach Herkunftsregion: Zehn Prozent der Geförderten aus der Region Subsahara-Afrika hätten Rassismus erwähnt, während dies nur vier Prozent der Stipendiatinnen und Stipendiaten aus europäischen Ländern getan hätten.

Für die Umfrage hat die Alexander von Humboldt-Stiftung das Feedback von mehr als 1.800 Geförderten aus 119 Ländern ausgewertet, die von August 2018 bis Mai 2022 an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen zu Gast waren. Sie wurden online befragt. Auch bei der vorausgehenden Befragung 2019 sei das Deutschlandbild der ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten sehr positiv ausgefallen. Jährlich ermöglicht die Alexander von Humboldt-Stiftung über 2.000 Forschenden aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland.

cpy