Schutz vor Coronavirus
Digitaler Semesterstart an deutschen Unis
Die Universitäten sind in das Sommersemester 2020 gestartet. Lehre und Studium laufen aufgrund der Corona-Pandemie weitestgehend digital. Dozierende arbeiten an neuen Lehrformaten, die Hochschulleitungen an flexiblen Lösungen für Prüfungen, praktische Kurse und Fristen. Auf einen einheitlichen Vorlesungsstart zum 20. April trotz Einschränkungen durch "Sars-CoV-2" hatten sich die Wissenschaftsministerien der Länder Anfang April geeinigt.
"Am Montag beginnt für fast 200.000 Studierende der Berliner Hochschulen ein Sommersemester, das es so in der Geschichte unserer Stadt noch nie gab", sagte der regierende Bürgermeister in Berlin, Michael Müller am Freitag. Der Senator für Wissenschaft und Forschung an einem der größten Hochschulstandorte in Deutschland lobte das Engagement von Beschäftigten und Studierenden in den vergangenen Wochen und appellierte an Solidarität und Zusammenhalt sowie Geduld und Verständnis, "wenn etwas nicht auf Anhieb perfekt funktioniert."
Die meisten Dozierenden erstellen ihre Veranstaltungen derzeit aus dem Homeoffice. Vereinzelt können sie auch spezielle Räume an den Hochschulen nutzen. An der Uni Freiburg sind weitere solcher "Mini-Studios" zum Beispiel laut Mitteilung gerade in Planung. Auf ihren Webseiten erklären die Universitäten, welche Software und Tools Dozierende nutzen können. In einer Sonderbefragung des Stifterverbands gaben Hochschulleitungen an, ihrer Einschätzung nach drei Viertel der Lehrveranstaltungen und zwei Drittel der Prüfungen im kommenden Semester durchführen zu können.
Dozierende hätten bereits ein "umfassendes Angebot" an digitalen Seminaren und Vorlesungen erstellt, sagte Müller für Berlin. Vom Land hatten die Hochschulen im März zehn Millionen Euro zugesagt bekommen, um ihre digitalen Angebote auszubauen. Auf Seiten der Politik wolle man nun "kulante Regeln" schaffen, um die Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie abzufedern. Wie in anderen Bundesländern sollen etwa Regeltermine verschoben werden. Studierende können laut Müller Lehrangebote und Prüfungen wahrnehmen und Leistungspunkte erbringen, das Semester zählt aber nicht zu ihrer Fachstudienzeit. Die Regelstudienzeit wird um ein Semester verlängert. Lehrbeauftragten wird in der Mitteilung zugesichert, dass ihre Aufträge auch bei begrenzten Veranstaltungen "grundsätzlich" erteilt würden.
Anpassung von Prüfungsordnungen
Die Hochschulen dürfen nach einem Beschluss von Bund und Ländern von vergangener Woche ab dem 20. April unter strengen Sicherheitsvorkehrungen theoretisch auch Prüfungen und praktische Veranstaltungen abhalten, die auf bestimmte Räume angewiesen sind. Die Hochschulen erarbeiten aktuell jedoch noch Konzepte, wie sie das umsetzen wollen.
Einzelne Prüfungen und Praxisveranstaltungen sollen unter strengen Hygienevorschriften in Bayern ab dem 27. April auf dem Campus möglich sein, wie Wissenschaftsminister Bernd Siebler am Freitag mitteilte. Für Regeln zu Fristen und Terminen suche man nach "praktikablen Lösungen".
Geänderte Regeln für Lehre und Prüfungen hat zum Beispiel auch NRW beschlossen. Hochschulen haben laut "Corona-Epidemie-Hochschulverordnung" offiziell die Freiheit, Prüfungen online abzuhalten oder ihre Form in ein sonstiges Format umzuwandeln. Auch die Dauer einer Prüfung kann angepasst werden. Hochschulen sollen weiter die Anzahl und Voraussetzung für eine Wiederholung anpassen dürfen. Fallen Studierende beim ersten Mal durch eine Prüfung, wird die Teilnahme nicht gezählt. In der Lehre können das Format der Veranstaltung sowie die Teilnahmevoraussetzungen geändert werden. Die Regelstudienzeit der jeweiligen Studiengänge wird um ein Semester verlängert. Am Freitag sagte Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen den Hochschulen außerdem noch eine Unterstützung von 20 Millionen Euro für den Ausbau ihrer digitalen Angebote zu.
Die Erstsemester werden an den Universitäten in dieser Woche digital begrüßt. Die Universität zu Köln will das zum Beispiel über eine Live-Schalte machen und Fragen der Studierenden im Chat beantworten.
kas