Visa für Großbritannien werden für die Angehörigen internationaler Studierender schwieriger zu erhalten sein. Bild des Schaufensters eines Büros für Visabewerbungen.
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Großbritannien
Weniger Visa für Angehörige internationaler Studierender

Großbritannien meldet für 2022 eine Rekordzuwanderung. Als Gegenmaßnahme beschränkt es die Visa-Vergabe für Angehörige internationaler Studierender.

25.05.2023

606.000 Personen sind im vergangenen Jahr netto nach Großbritannien eingewandert. Bei den Zugewanderten habe es sich im Jahr 2022 hauptsächlich um Nicht-EU-Bürger gehandelt. Von diesen seien 39 Prozent aus Studiengründen nach Großbritannien gekommen und viele haben ihre Familien mitgebracht. Vor diesem Hintergrund hat das britische Innenministerium am Dienstag mitgeteilt, dass ausländische Master-Studierende ihre Angehörigen künftig nicht mehr nach Großbritannien nachholen dürfen.

Die Nettozuwanderung in Großbritannien war 2022 laut Mitteilung des Innenministeriums vom Donnerstag um etwa 118.000 Personen höher als noch im Vorjahr und hat damit einen neuen Rekord erreicht. Es sei erkennbar, dass der Zuwanderungsandrang sich verlangsame, erläutert das Nationale Statistikbüro (Office for National Statistics, ONS). So sei Zahl die niedriger als erwartet. Allerdings ist sie trotzdem etwa dreimal so hoch wie das Ziel, das die regierende konservative Partei 2019 in einem Manifest bis zu den kommenden Unterhauswahlen 2024 angekündigt hatte, wie die Zeitung "The Guardian" berichtet.

Die Zahl der legalen Einwanderer soll gesenkt werden. In den vergangenen Jahren ist sie allerdings trotz des Brexits und entgegen dem Wunsch der Regierung weiter gestiegen, wie die aktuellen Zahlen zeigen. Eine Maßnahme dagegen sollen die neuen Visa-Regeln für Angehörige von internationalen Studierenden darstellen.

Was ändert sich beim Nachzug der Familien von internationalen Studierenden?

2022 wurden laut Regierungsangaben 136.000 Visa für Partner oder Kinder von Studierenden erteilt, mehr als acht Mal so viele wie noch im Jahr 2019, als sich die Regierung dem Ziel verschrieben hatte, die Nettozuwanderung zu verringern. Damals erhielten 16.000 Menschen die Erlaubnis, als Angehörige von Studierenden ins Vereinigte Königreich zu kommen. Mittelfristig werde die neue Maßnahme zu einem Rückgang der Einwanderungszahlen auf ein Niveau wie vor der Pandemie führen, hofft Innenministerin Suella Braverman.

Der neuen Regelung zufolge sollen künftig nur noch graduierte Studierende, die an einem Forschungsprogramm teilnehmen, das Recht haben, Angehörige nachzuholen. Auch die Möglichkeit, vor dem Studienabschluss eine Arbeit in Großbritannien aufzunehmen, sollen ausländische Studierende künftig nicht mehr erhalten. Es soll außerdem gegen Agenturen vorgegangen werden, die unter dem Deckmantel der Bildung "unangemessenen Kandidaten" Zuwanderungsmöglichkeiten verkauften. Die staatlichen Eingriffsmöglichkeiten würden verbessert.

Besonders Frauen und ältere Studierende eines einjährigen Masterprogramms werde die neue Visa-Regelung treffen, da bei ihnen die Wahrscheinlichkeit höher sei, dass sie bereits eigene Kinder haben. Geografisch treffe die Regelung vor allem Studierende aus Indien und Nigeria, um deren Anwerbung sich die britischen Universitäten in den vergangenen Jahren besonders bemüht hatten, berichtet das Onlinemagazin "University World News". Andere Länder werden von der Entscheidung profitieren, da Talente sich in der Folge von Großbritannien wegorientieren würden, zitiert das Magazin Dr. Diana Beech von "London Higher", dem Zusammenschluss der Londoner Universitäten und Hochschulen.

Demgegenüber versichert das Innenministerium, dass weiterhin die begabtesten Studierenden und Forschenden nach Großbritannien gelockt werden sollen. Daher werde innerhalb des nächsten Jahres eine alternative Herangehensweise mit den Universitäten erarbeitet werden, die dies sicherstellen werde, kündigt die Innenministerin an. Im April diesen Jahres berichtete das Onlinemagazin "Times Higher Education", dass die Facharbeitervisa-Anträge von internationalen Forschenden 2022 rückläufig seien, was auch damit zusammenhängen könnte, dass Großbritannien aktuell nicht Teil des EU-Forschungsprogramms "Horizon Europe" ist.

cpy/dpa