"Nature"-Ranking
10 Top-Forschende des Jahres gekürt
Das Wissenschaftsmagazin "Nature" zeichnet alljährlich zehn prägende Forscherinnen und Forscher aus. Diesmal wurde zusätzlich jemand aufgenommen, der kein Mensch ist: ChatGPT, das von Künstlicher Intelligenz (KI) getragene Chatbot. "ChatGPT hat dieses Jahr die Nachrichten dominiert, und sein Einfluss ist in der gesamten Wissenschaft - und in der Gesellschaft - zu spüren", sagte Richard Monastersky, der Nature-Chefredakteur gegenüber der Deutschen-Presse-Agentur (dpa). Mit der zusätzlichen Aufnahme der KI-Technologie wolle man, "die tiefgreifende Art und Weise würdigen, in der generative künstliche Intelligenz die Entwicklung und den Fortschritt der Wissenschaft verändert hat", erklärte Monastersky der dpa.
"Nature" sei sich auch der Ambivalenz von ChatGPT bewusst. In einem "Nature"-Artikel heißt es: "Er hat wissenschaftliche Arbeiten mitverfasst – manchmal heimlich. Er entwarf Entwürfe für Präsentationen, Förderanträge und Lehrveranstaltungen, erstellte Computercodes und diente als Resonanzboden für Forschungsideen." Gleichzeitig habe die bekannte KI-Technologie allerdings auch Referenzen und Fakten erfunden und Hassreden ausgespuckt. "Vor allem aber hat er die Fantasie der Menschen angeregt." Noch sei unklar, welche Möglichkeiten aus ChatGPT-ähnlichen Systemen künftig resultierten, heißt es weiter. "Aber die Revolution generativer KI hat begonnen. Und es gibt kein Zurück mehr."
Prägende Forscherinnen & Frauen, die gegen die Klimakrise kämpfen
Dieses Jahr gab es wieder gleich viele Preisträger, wie Preisträgerinnen. Zu letzteren zählt Dr. Kalpana Kalahasti, die stellvertretende Projektleiterin der Chandrayaan-3-Mission der indischen Raumfahrtbehörde. Mit der Sonde war im August die erste erfolgreiche Landung Indiens auf dem Mond gelungen. Auch ausgezeichnet wurde die Physikerin Dr. Annie Kritcher, leitende Konstrukteurin an der US-amerikanischen National Ignition Facility. Wo es Anfang Dezember 2022 erstmals gelang, bei einer Kernfusion mehr Energie zu gewinnen als per Laser direkt hineingesteckt wurde. Sowie Svetlana Mojsov, da die Biochemikerin hat eine Schlüsselrolle gespielt bei der Entdeckung des Hormons GLP-1, das neuen Medikamenten gegen Fettleibigkeit zugrunde liegt.
Mit in die Top-10 von dem Fachmagazin Nature aufgenommen wurden dieses Jahr aus Fleisch und Blut zudem zwei Frauen, die nicht forschen: Brasiliens Umweltministerin Marina Silva für ihre Maßnahmen gegen die Abholzung im Amazonasgebiet. Sowie Eleni Myrivili, die bei den Vereinten Nationen Länder bei der Vorbereitung auf zerstörerische Auswirkungen der Klimakrise unterstützt.
KI-Pionier, Mediziner und Mäusevater
Zu den Experten, welche die Wissenschaft im Jahr 2023 prägten, zählt Nature auch Dr. Ilya Sutskever, Chefwissenschaftler des Unternehmens OpenAI. Denn er habe eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von ChatGPT und den Sprachmodellen gehabt, auf denen der Chatbot basiert. Auch ausgezeichnet wurden der Mediziner Professor Halidou Tinto, der in Burkina Faso klinische Studien zur Zulassung eines Malaria-Impfstoffs leitete, der Krebsforscher Professor Thomas Powles, der mit seinem Team Fortschritte bei der Behandlung bestimmter Krebsarten erreicht hatte. Dem Fachmagazin war es wichtig zu betonen, dass die Preisträger meist Teil eines Teams sind und gemeinsam mit anderen wichtige Errungenschaften erreicht haben.
So auch Entwicklungsbiologe Professor Katsuhiko Hayashi von der japanischen Universität Osaka. Ihm gelang es mit seinem Team erstmals Mäusewelpen aus den Zellen zweier männlicher Mäuse zu erzeugen. Für die Mäuse mit zwei biologischen Vätern waren Hautzellen männlicher Tiere in Eizellen umgewandelt worden, die mit Spermien anderer Männchen befruchtet wurden. "Nature" zeichnete auch den Physiker Dr. James Hamlin von der University of Florida aus, weil er auf Ungereimtheiten in einer Anfang 2023 vorgestellten Studie zur Supraleitung bei Raumtemperatur hingewiesen habe. Die Studie wurde inzwischen zurückgezogen.
kfi